von Vera Bunse, 18.2.11
Was war das denn? Gegen 11:30 gibt es eine Pressekonferenz für das Fußvolk, während ausgewählte Journalisten an anderem Ort dem Minister persönlich lauschen dürfen.
Der Mann, den alle als Medienprofi kennen, benutzt nun die versammelte Journaille auf ungewohnte Weise: Die Guten ins Töpfchen, die schlechten ins Kröpfchen. In der gegenwärtigen Situation erwarten zu Recht Medien und Bevölkerung eine ausführliche Information. Statt aber der versammelten Bundespressekonferenz Rede und Antwort zu stehen, verliest im Verteidigungsministerium ein äußerst nervöser zu Guttenberg mit zittriger Stimme und schwer atmend eine vorbereitete Erklärung. Wer die Medien vorher so verwöhnt hat, darf sich nun nicht wundern, wenn diese ihn nach solch schlechter Behandlung fallen lassen. Man darf gespannt sein, was F.J. Wagner dazu einfällt.
Zu Guttenberg gibt ‘vorübergehend’ seinen Doktortitel ab und überlässt die Beurteilung seines weiteren Schicksals dem Promotionsausschuss der Universität Bayreuth. Die steht unter unschönem Druck, weil nichts weniger als ihr Ruf auf dem Spiel und sie unter scharfer Beobachtung steht. Mit seinem äusserst unglücklichen Verhalten gegenüber den Medien hat zu Guttenberg allerdings endgültig mehr abgegeben als seine Doktorwürde: seine Glaubwürdigkeit.
@haekelschwein
Herr haekelschwein
- Eklat in der Bundespressekonferenz: Hauptstadtjournalisten empört über Guttenberg
- – und das sehens- und zuhörenswerte Video des ZDF bei YouTube
- „Brüskierung sondergleichen“: Nachdem klar ist, daß es im Weiteren um Nebensachen wie einen Empfang der Karnevalsprinzenpaare bei der Kanzlerin geht, verlassen die Journalisten geschlossen die BPK. Der Vorsitzende der BPK, Gößling, hat sich sehr deutlich bei der CSU beschwert und von zu Guttenberg bereits eine Entschuldigung erhalten. Ein annähernd ähnlicher Fall ist seit dem Bestehen der BPK nicht vorgekommen.
- Auch der DJV rügt „Informationspolitik nach Gutsherrenart“
- Guttenbergs Stellungnahme im Wortlaut
- Zitate zur Plagiatsaffäre (#Copygate) hat der schweizer Tagesanzeiger.
- Michael Schlieben, ZEIT: Meister des Bluffs, darin das Video der verlesenen Erklärung
- Kurt Kister, SZ: Sein höchstes Gut, darin eine interaktive Vergleichsmöglichkeit der Dissertation
- Sebastian Fischer, Björn Hengst, Oliver Sallet, SpOn: Plagiieren bei den besten Adressen, dabei ein Twitterticker
- Ronald Schenkel, NZZ: Wissenschaft ist auf Vertrauen angewiesen
- In der NYT nur eine kurze Agenturmeldung: Defense Minister Accused of Plagiarizing Ph.D. Dissertation
- Frédéric Lemaître, Le Monde Les petits emprunts du baron zu Guttenberg
- Michael Spreng: Minister Vorübergehend
- Heribert Prantl, SZ: Man kann auch über Fußnoten stolpern
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