Tagesschau: Der “Qualitätsmaßstab” gerät zur hohlen Floskel

von , 25.5.10

Gregor Keuschnig hat sich noch einmal intensiv mit der Argumentation von Tagesschau-Chefredakteur Kai Gniffke befasst, wonach die Anklageerhebung gegen einen Prominenten das Kriterium der Berichterstattung in der Tagesschau sein sollte. Er führt ein gutes halbes Dutzend Gegenbeispiele auf, bei denen die Tagesschau auch in Verdachtsfällen berichtet hat, – und kommt zu dem Schluss:

Es gibt durchaus gute Gründe, den “Fall Kachelmann” NICHT zu melden. Zum Beispiel kann man behaupten, dass die gesamtgesellschaftliche Relevanz fehle. Die fehlt jedoch auch bei den Meldungen über entlassene bzw. neu verpflichtete Fußballtrainer, Busunfälle in Südamerika oder Grubenunglücke in China. Auch dies sind Vorgänge, die nicht in eine allgemeine Nachrichtensendung gehören. Hierfür gibt es Spartenformate. Gniffkes Fehler liegt darin, dass er mit zweierlei Maß misst. Bezüglich der Causa Kachelmann nährt dies auf geradezu fatale Weise Verschwörungstheorien, dass hier ein “Kollege” geschützt werden sollte.

Die Argumentation des Ersten Chefredakteurs von ARD-aktuell ist fadenscheinig. In nahezu allen Fällen ignoriert er seine Maxime. Und auch das Argument der medialen Vorverurteilung gilt offensichtlich für die beschriebenen Fälle nicht mehr. Der “Qualitätsmaßstab” gerät zur hohlen Floskel.

Wenn Kai Gniffke das Bloggen ernst meint, dann wird er auf Keuschnig antworten.

(via)

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