von Robin Meyer-Lucht, 13.11.08
Man hätte nur sehr genau hinhören müssen: Auf den Münchner Medientagen nannte Süddeutsche Verlag-Geschäftsführer Karl Ulrich die heranrollende Printkrise eine “Krise mit Ankündigung”. Seit Mai habe sich das Anzeigenklima verschlechtert, im September sei es abgestürzt:
“Den Druck auf unsere Objekte müssen Sie sich etwa so vorstellen: Ein Anzeigenverkäufer hat im April vielleicht noch mit jedem fünften Anruf einen Abschluss erzielt. Danach kam eine Phase, in der er nur noch mit jedem zwanzigsten Anruf einen Abschluss machen konnte. Jetzt ist es vereinfacht gesagt so, dass der Anzeigenverkäufer dreißig, vierzig, fünfzig mal telefoniert und keinen Abschluss macht – und wenn er den Hörer auflegt und in seine Buchungen schaut, hat er fünf Stornos. Man muss die Panik rausnehmen und genau analysieren, was man jetzt tun kann. Das haben wir seit Mai gemacht.”
Hier zum Nachhören (ab Minute 25:20).
Mit dem Gesagten war eigentlich für jeden, der es dechiffrieren wollte, klar: Die Süddeutsche Zeitung steht vor einem drastischen Sparprogramm, das seit Monaten ausgearbeitet wird.
Nach Informationen von CARTA wird der Süddeutsche Verlag ein Sparprogramm im klar zweistelligen Prozentbereich auflegen müssen. Diese Information wurde uns von unterschiedlichen Quellen bestätigt. Es ist eine der weitreichendsten Sparrunden in der Verlagsgeschichte. Die Sparziele seien so weitgehend, dass auch die Redaktion nicht verschont bleiben könne.
Die Süddeutsche Zeitung war am Donnerstagabend für eine Stellungnahme nicht erreichbar – der geschätzte Pressesprecher Sebastian Berger hat bereits im April 2008 seinen Platz geräumt.
Süddeutsche Zeitung-Geschäftsführer Ulrich: Seit Monaten analysiert, wie man auf den Umsatzdruck reagieren könnte.
(Foto: Münchner Medientage)