von David Pachali, 22.7.09
Von der Oxforder TED-Konferenz (”Technology – Entertainment – Design“) berichtet Andrian Kreye in seinem Blog bei der Süddeutschen. Drei Schlagworte sind es, die dort die Runde machen:
Slacktivism bezeichnet die Kombination aus Slackertum und Aktivismus, also Weltverbesserungen mit geringstmöglichem Aufwand, Engagement per Klick. Das Wort ist zwar nicht ganz neu – Wordspy vermerkt das erste Auftauchen Mitte der 1990er Jahre. Aber erst im Web 2.0 findet der Slacktivist sein natürliches Habitat: Facebook-Gruppen für Kinder in Afrika oder auch Solidaritäts– und Protestavatare bei Twitter sind aktuelle Beispiele.
Zwonulliger Klick-Aktivismus hier, staatliche Meinungslenkung da: Spinternet bezeichnet den Versuch von Regierungen und offiziellen Stellen, die Meinungsbildung im Netz in die gewünschte Richtung zu lenken (spin). Evgeny Morozov, Forscher am New Yorker Open Society Institute und ebenfalls Gast auf der TED, prägte den Begriff. Wo Stoppschild- und Zensurbestrebungen noch auf die direkte Tour versuchen, den Informationsfluss im Netz zu unterbinden, zielt die Spinternet-Strategie darauf, diesen durch Partizipation indirekt umzulenken. Zensur lässt sich umgehen, Blogposts von Spin doctores aber sind nur schwer als solche zu identifizieren. Britische Offizielle etwa geben prowestlichen islamischen Gruppen Nachhilfe in Suchmaschinenoptimierung, das chinesische Regime beschäftigt die “50 cent army”, die regierungsfreundliche Meinungen in der Netzöffentlichkeit verbreitet.
Laut Kreye eher als Treppenwitz zu Ehren kommt die Singularity. Ray Kurzweil, KI-Forscher versteht darunter den Zeitpunkt, an dem künstliche Intelligenz die menschliche überholt haben wird. Wann das sein wird, ist offenbar noch unklar, im FAZ-Interview war es letztes Jahr 2045, nun womöglich schon 2020. Was dann passieren wird, ist ebenso offen. Wir wissen es nicht, denn, so Kurzweil, der technologische Fortschritt wird exponenziell sein: In einer Rückkopplungsschleife werde eine künstliche Superintelligenz selbst neue künstliche Systeme erschaffen, die wiederum noch intelligenter sind. Werden dereinst transhumane Botnetzwerke Buzzword-Bingo spielen? Womöglich wird man dann nostalgisch auf die Zeit blicken, als künstliche Intelligenz noch von Clippy, der Büroklammer aus Microsoft Word verkörpert wurde (“Anscheinend wollen Sie einen Brief schreiben”). Im neuen Microsoft-Werbespot ist jetzt ihr Grab zu sehen.