Sascha Lobos Troll-Realkontakt

von , 4.12.09

Sascha Lobo wurden gestern Abend von Trollen heimgesucht – nicht in irgendwelchen Foren, nicht irgendwie online (das passiert offenbar häufiger), sondern im GANZ REALEN LEBEN. Direkt auf der Schönhauser Allee. Plötzlich standen (Alptraum) Typen bei ihm vor der Tür und klingelten Sturm. Ein Auszug aus seiner ausführlichen und sehr lesenswerten Beschreibung der Begegnung:

Zusammenfassend lassen sich die jüngsten Erkenntnisse der Trollforschung am lebenden Subjekt so beschreiben: die obigen Bilder täuschen nicht. Trolle scheinen die jungen, übermütigen Männer zu sein, die man sich sowieso schon vorgestellt hat. Allerdings sind sie nicht unintelligent und von Angesicht zu Angesicht durchaus kommunikationsfähig. Jedoch fehlt ihnen ein gewisser sozialer Filter (anderenfalls würden sie kaum um halbeins an fremden Türen sturmklingeln), was sich auch darin bemerkbar macht, dass sie zwischenmenschliche Situationen schwer einschätzen können, will sagen: kaum über Empathie verfügen. Im vorliegenden Fall wurde ich am Anfang der Begegnung ernsthaft gefragt, warum ich denn böse gucken würde.

Absichtliche Aggression spielt offenbar eine geringere Rolle als vermutet, denn ein oder zwei Mal drohte die Begegnung zwar ins eher Aggressive umzuschlagen, liess sich aber bereits durch einen simplen Themenwechsel wieder beruhigen. Die vorhandene, leichte Aggression mag auch mit der Angetrunkenheit der Trolle zu tun gehabt haben. Die gesamte Herangehensweise an die konfrontative, soziale Situation schien mir eher eine spielerische zu sein, jedoch mit schwer einzuschätzendem Potenzial für körperliche Offensivitäten.

Meine Theorie: Lobos Trolle sind Antifans.

Genauso wie Fans sich dadurch abgrenzen und enthemmen, dass sie fanatisch für etwas sind. So grenzen sich Sascha Lobos Troll-Antifans dadurch ab (und enthemmen sich), dass sie ihn fanatisch verachten. Gemeinsam ist Fans und Troll-Antifans die “Produktivität und Partizipation” (Fanforscher Fiske). Auch die Trolle brauchen den selbstikonisierten Lobo, um seine Trolle bleiben zu können. Daher sind sie letztlich wohl nicht lebensgefährlich. Aber einen Spaß ist es natürlich nicht, identitätsstiftendes Hassobjekt zu sein. Ein Glück, dass Lobo ein Blog hat, um sich das alles von der Seele schreiben zu können.

Auch sehr lesenswert zu diesem Thema: Wolfgang Michal: Der Troll im Netz

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