von Enno Park, 29.11.10
Post-Privacy beschreibt das Ende der Privatsphäre im Zeitalter der totalen Vernetzung. Die Kontrollverlust-Debatte dreht sich darum, was Privatsphäre, Privatheit und Öffentlichkeit eigentlich bedeuten und wie sie in eine digitale Welt hinüber zu retten sind, was man auch den konservativen Ansatz des Datenschutzes nennen könnte – oder aber ob Datenschutz vielleicht völlig obsolet ist in einer Welt umfassender Datensammlungen, auf die ubiquitär und in Echtzeit zugegriffen werden kann – der progressive Ansatz, der nach Michael Seemann in eine neue Ethik gipfelt, welche das Zurückhalten von Daten als unmoralisch begreift und von ihm selbst “radikal” genannt wird.
Nicht mehr der Sender soll entscheiden, was er von sich preisgibt, sondern der Empfänger die absolute Souveränität darüber erlangen, wie er filtert. Die Verweigerung von Information sei deshalb ethisch verwerflich, da das Recht des Empfängers, auf eigene Weise zu filtern, eingeschränkt würde. Unbeantwortet bleibt die Frage, warum der Empfänger ein solches Recht überhaupt haben sollte. Die Informations- und Meinungsfreiheit gibt ein solches Recht nicht her, wie ich noch darlegen werde.
Radikales Öffentlichmachen von bisher Privatem – im Grunde also das Konzept des Outings – zwingt die Öffentlichkeit geradezu, sich mit unangenehmen Dingen auseinander zu setzen und diese auf irgend eine Weise zu akzeptieren und in ihre Kultur einzubauen – oder aber zu bekämpfen. Das Coming-Out in der Schwulenbewegung wird immer wieder als Paradebeispiel dafür angeführt, dass es nicht darauf ankomme, Information zu unterdrücken und Privatsphäre irrelevant sei, sondern nur darauf, wie die Information gefiltert und verwertet wird, um die Gesellschaft zu verändern.
Weiterlesen im Blog von Enno Park.