#Bartsch

Parteitag der Linken: Erschütternd

von , 3.6.12

Ein Gregor Gysi, der vom Blatt spricht und müde und resigniert wirkt. Ein Oskar Lafontaine, einstmals mitreißender Redner, wütend und teilweise auf der Suche nach passenden Worten. Ein Klaus Ernst, bei dem man immer noch das Gefühl hat, er spreche vor den zerstrittenen Landesverbänden einer Gewerkschaft und spiele ein bisschen Bundespolitik. Das alles fasst zusammen, welche Signale von diesem Parteitag ausgehen: Keine Stärke, kein Aufbruch, sondern ledigich die Beschwörung einer besseren Vergangenheit und die Mutlosigkeit der ständig wiederholten Formel, wie schön doch alles sein könnte.

Die Wahl der beiden neuen Vorsitzenden ein Kompromiss: Statt die Frauen-Doppelspitze zu wagen, ein lahmer Konsens, von dem keine Strahlkraft ausgeht, sondern der nur den Willen zur Vermeidung neuen Konfliktpotentials ausdrückt. Wenn nicht ganz ungewöhnliche Anstrenungen unternommen werden, die Flügel zumindest so weit zu versöhnen, dass die Partei arbeitsfähig ist, war dieser Bundesparteitag der Anfang vom Ende der Linken.

Mit Klaus Ernst mag man sich wirklich nicht die Folgen vorstellen, wenn das immerhin in Spuren vorhandene Korrektiv durch die einzig verbleibende linke Partei ganz wegfällt. Wenn aber nicht einmal die Einsicht ausreicht, dass ein solches Korrektiv bitter nötig ist, besteht keine Hoffnung mehr. Es wird dann auf die Trennung in eine Volkspartei im Osten und die Reste einer Pseudo-SPD im Westen hinauslaufen, die höchstens noch mit Anstand sterben kann.

Nicht, dass Katja Kipping und Bernd Riexinger nicht wollten. Doch die Tatsache, dass Riexinger Dietmar Bartsch nahesteht und Sahra Wagenknecht eine der stellvertretende Parteivorsitzenden ist, ist schon fast Programm für erneute Zerwürfnisse. Die viel beschworene und notwendige Hinwendung zurück zu den Menschen und zu politischen Lösungen scheint da eher unwahrscheinlich. Integrationswille der Führungsspitze allein reicht nicht aus. Es müssen auch alle mitmachen.

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