Geschäftige Debatte um Nacktscanner: Wem nützt es?

von , 6.1.10

Bei der Debatte über Nacktscanner geht um zwei äußerst sensible Themen: Unsere Privatsphäre und unsere Sicherheit. Da will und sollte sich jeder seriös und sachlich äußern. Einen sehr skeptischen Gedankengang, eben provokant Verschwörungstheorie genannt, haben trotzdem viele Bürger. Denn der Gedanke beginnt mit der Frage nach dem Nutzen – Cui bono?

Wer kann sich das glücklicher Weise gescheiterte Attentat auf ein Linienflugzeug an Weihnachten zu Nutze machen? Will man sich einer Antwort nähern, schaut man zunächst auf die möglichen Konsequenzen. Und die sogenannten Nacktscanner als neue „Sicherheitsmaßnahme“ an Flughäfen sind eine Konsequenz, die sich Politiker aller Seiten derzeit offen halten. Und das bedeutet meist nichts anderes, als das es Zustimmung gibt. Selbst die vermeintliche Bürgerrechtspartei FDP will „Körperscanner“, die nichts anderes sind, aber anders klingen, nicht ausschließen.

Das Thema ist in einer solchen Breite in die Medien geraten (worden), dass zu unser aller Wohl scheinbar kein Weg daran vorbei führt. Es wirkt, als stehe nach dem Schweinegrippe-Impfstoff die nächste unabdingbare Großbestellung für unser Land (und andere) ins Haus. Hat schon irgendwer ausgerechnet, wie teuer es wird, alle deutschen (europäischen) Flughäfen mit Nacktscannern nachzurüsten? Und wer produziert die Geräte (unter anderem eine deutsche Firma), darf also die Rechnung ausstellen? Fragen, die kaum Beachtung finden, wo schon Gesundheitsbedenken durch Strahlenbelastung und der Eingriff in die Privatsphäre, besonders bei Kindern und Prominenten, zu kurz kommen. Cui bono?

Es ist nicht einmal geklärt, ob Nacktscanner wirklich ein mehr an Sicherheit bieten und doch scheinen sie so unverhinderlich. Der einfache Fluggast mag sich jedoch fragen: Wenn dies für die Sicherheit so unabdingbar ist, warum musste ich mich vor der Einführung der Geräte nie entkleiden? Alles, weil nun ein einzelner Attentäter die Sicherheitsmaßnahmen umgehen konnte?

Schon seit 9/11 wird Flugreisenden viel zugemutet. Während an den normalen Gästen vorbei „Sky-Marshalls“, von den kaum einer weiß, wer diese kontrolliert, mit Waffen ins Flugzeug geschleust werden, kann der einfache Tourist nicht einmal ein Fläschchen Wasser in den Sicherheitsbereich nehmen. Eine ähnliche Regelung gab es auch bei den Olympischen Spielen in Peking. Dort hieß der Grund schlicht: „Wir wollen da drin ja auch was verkaufen!“

Sicher, der Attentatsversuch hat uns alle geschockt. Der bekannte Mechanismus der dadurch in Gang gesetzt wurde, bereitet aber auch Sorge. Ist es abstrus, konspirativ oder unfair zu denken, dass der Terror auch für Geschäftsinteressen ausgenutzt wird? Dass es dann besonders unangenehm aufstößt, dass zuvor unzählige Warnungen missachtet wurden? Kann der normale Bürger bei dem, was und wie er etwas erfährt, überhaupt nicht auf solche Gedanken kommen?

Das bedeutet freilich nicht, dass irgendwer das Attentat inszeniert hat oder die Gefahr bewusst zugelassen hat. Aber es bleibt die Frage: Können wir, kann unsere Wirtschaft, kann unsere Gesellschaft selbst überhaupt noch ohne den Terror? Ohne ständig neue Bedrohungen? Viele fragen sich das, Politik und Medien sind es ihnen schuldig, darauf einzugehen. Das ist die nackte Wahrheit, für die es jedoch leider keine Scanner gibt. Die Bürger, die sich peinlich berührt weiter diese Fragen stellen, fahren derweil teils täglich mit dem Bus oder Zug. Und das oft, ohne dass auch nur ihr Fahrschein überprüft wird.

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