Medienlinks zum Wochenstart: Preistabelle für Journalismus

von , 24.5.10

Top-Tipp:

Putting a Price on Words

Eine Analyse der Geschäftsmodelle  von journalistischen StartUps wie True/Slant bis zu großen Contentfarmen wie Examiner.com. Sie alle eint der wirtschaftliche Grundsatz: Wie klein müssen unsere Kostenstrukturen sein, damit die Einnahmen, die wir generieren können, unser Modell profitabel machen? Etablierte Verlage denken umgekehrt: Wie können wir neue Erträge generieren, um die sinkenden Erlöse aus traditionellen Geschäftsfeldern zu kompsenieren und unsere bisherigen Strukturen zu erhalten?  Der Beitrag in der New York Times befasst sich auch mit dem Für und Wider von Suchmaschinen-optimierten Texten und beleuchtet vor allem die Chancen neuer Journalismusmodelle: “This isn’t a lament about declining standards of quality or the rude incursions of amateur bloggers. In fact, thanks to the Internet, people probably read more good journalism than ever. That’s precisely the problem: the sheer volume of words has overwhelmed a business model that was once based on scarcity and limited choice. […] History suggests that few of these ventures will ultimately survive: Web start-ups have a failure rate between 70 and 90 percent. But it’s quite possible that the experiments they’re staging are already producing the kind of innovations that make for new, sustainable business models.

weitere Tipps:

The New Investigators

Ein langer und lesenswerter Überblick über die Chancen von spenden- und stiftungsfinanzierten investigativen Journalismusprojekten im Columbia Journalism Review.

Mediagazer: From zero to big traffic driver in just two short months

Nieman Journalism Lab beschreibt den kometenhaften Aufstieg vom Mediagazer, einem medienorientierten Ableger des Aggregators Techmeme. Mediagazer ähnelt der Unterseite Medien von Rivva, verlinkt aber auf viel mehr mit Medien befasste Inhalte – durchschnittlich 40 pro Tag.

Was mit Medien Podcast 212

Der Podcast von Daniel Fiene und (diesmal Dennis Horn in Vertretung von Herrn Pähler) beschäftigt sich mit einer Rückschau von Sascha Lobo als “Chefredakteur für einen Tag” bei der Rhein-Zeitung und interviewt dazu Lobo und Christian Lindner, einen der beiden Chefredakteure der Rhein-Zeitung. Lindners Erfahrungen aus der Aktion: Schwerpunkte setzen, Erklärstücke bieten, subjektiv sein, das goutieren die Leser: “Es gab nur zwei Beschwerden, aber sehr viele positive Reaktionen.” Lobos Learnings sind vor allem, dass Zeitung machen sehr anstrengend ist und dass “gut geführte Regionalzeitungen sehr tief in die Köpfe der Menschen eindringen können”. (Auch wenn diese Menschen nicht mehr unbedingt Abonnenten sind). Außerdem gibt es ein Interview, das Daniel Fiene in New York mit PBS-Blogger Mark Glaser (Mediashift) über neue neue journalistische Geschäftsmodelle geführt hat, und eines mit der taz.de Leiter Matthias Urbach (die taz integrierte kürzlich als erste deutsche Tageszeitung den flattr-Spendenbutton) über Mikro- und sonstige Spenden bei der taz. Das Transkript dieses Interviews steht auch in Daniel Fienes Weblog.

„Journalismus als organisierende Technologie“

Leif Kramp und Stephan Weichert interviewten u.a. den investigativen Journalisten Adam L. Penenberg für ihr neues Buch “Digitale Mediapolis”. Das Interview ist bei Focus Online als Vorabdruck zu lesen. Eine der vielen interessanten Passagen ist diese Aussage von Penenberg: “Ich bin mir sicher, dass Online-Medien in Zukunft auch nicht mehr so aussehen werden wie heute. Wir müssen uns von dem Gedanken verabschieden, dass Online-Medien etwas mit ihren Printvorläufern zu tun haben. Was die Medien zum Beispiel brauchen könnten, sind neuartige Suchmaschinen. Verbunden mit dem Prinzip des „Crowd-Sourcing“, also der Einbindung einer Vielzahl von Nutzern in den Produktionsprozess journalistischer Inhalte, lassen sich zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen: die Bewältigung von Informationen und das Vertrauen in die eigene Leistung zu optimieren. Vielleicht liegt darin das Geheimnis der Heilung einer siechen Branche.” Penenberg wurde wurde vor allem 1998 durch die Enthüllung des Medienskandals um den jungen Reporter Stephan Glass bekannt, der Mitte 90er Jahre reihenweise Beiträge u.a. im Magazin The New Republic fälschte.

Networks Aim to Solve Local Ad Puzzle for Hyper-Local Sites

Mediashift stellt eine Fülle von neuen Diensten vor, die hyperlokalen Blogs und Webportalen dabei helfen, zu ihnen passende Werbekunden zu finden und umgekehrt. Zu den neuen Vermarktungs-Dienstleister zählen auch einige Regionalzeitungen wie Sacramento Bee und Miami Herald.

Guardian announces commercial launch of Open Platform

Der Guardian startete vor wenigen Tagen seinen kommerziellen Dienst Open Platform im regulären Betrieb. Über eine offene Schnittstelle (API) können Webseitenbetreiber Inhalte des Guardian auf ihren Seiten einbetten. Überschriften sind ohne Registrierung und kostenfrei zu haben, bei ganzen Beiträgen mit angereicherten Zusatzinformationen müssen Werbeeinnahmen auf den entsprechenden Seiten mit dem Guardian geteilt werden.

Öffentlich rechtliche Pressestelle oder Journalismus?

Der Tastendrescher Julian Jöris macht sich Gedanken darüber, ob der Pharma-Lobbyist aus dem grandiosen Interview von Martin Sonneborn für die ZDF-Satiresendung “heute-show” vielleicht nur deshalb so arglos war, weil es inzwischen eventuell üblich sei, dass Gesprächspartner im öffentlichen Rundfunk ihre aufgezeichneten Interviews so lange wiederholen können, bis sie weichgespült sind. Ein nachträglich vom Deutschlandfunk gekürztes Interview mit Bundespräsident Horst Köhler bestärkt ihn in dieser Vermutung. Spiegel Online berichtet unterdessen darüber, dass ZDF-Programmchef Thomas Bellut Sonneborn und der “heute-show” untersagt hat, vorzugeben, im Auftrag der “heute” Nachrichtensendungen zu recherchieren. Schade eigentlich, dass das Interview nicht tatsächlich im “heute journal” lief. Einen so investigativen Beitrag über Lobbyismus in Deutschland gab es lange nicht mehr.

Roulette Russian

The New Yorker mit einem lesenswerten Porträt über den 18jährigen Moskauer Chatroulette-Erfinder Andrej Ternowski, der seinen Dienst für Webchats mit Zufallspartnern aus dem Kinderzimmer in der Wohnung seiner Eltern betreibt.

200 Moments that Transformed Journalism, 2000-2009

Interaktive Übersicht  – zum Klicken und Entdecken. Bei Poynter.

Die Fachjournalistin Ulrike Langer bloggt auf medialdigital, wo sie auch diese Linktipps regelmäßig veröffentlicht. Carta übernimmt die Linktipps mit freundlicher Genehmigung der Autorin als Crossposting.

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