MDR-Wellenchef berät die Sächsische Staatsregierung

von , 7.8.09

Sachsen hat ein neues Corporate Design. Es zu entwickeln soll rund 150.000 Euro gekostet haben. Staatskanzlei, alle Ministerien sowie 120 Behörden ordnen sich dieser Leitmarke unter. Vom Wappen über das Schriftbild bis hin zu exakten Regeln für Briefe wird alles vereinheitlicht.

Der Staatsregierung gehe es um „Markenkommunikation“. Dazu sei ein „markantes Erscheinungsbild“ erforderlich, so Regierungssprecher Peter Zimmermann gegenüber Medienvertretern. Um ein 220-seitiges Markenhandbuch zu erarbeiten, habe die Staatsregierung auch auf externe Experten zurückgegriffen. Einer unter ihnen war, wie die Dresdner Neuen Nachrichten am 31.07.09 berichteten, Eric Markuse, Wellenchef bei MDR Sputnik.

Geklärt ist nun u.a., wie Behördenbriefe auszusehen haben: Schriftzug “Freistaat Sachsen” rechts neben dem Wappen, einheitlich im Schrifttyp Arial verfasst und unterschrieben mit Vor- und Zuname. Nur einige Staatsbetriebe brauchen das Handbuch nicht anwenden: das Weingut Wackerbarth, die Porzellanmanufaktur Meißen, die Zentralbücherei für Blinde in Leipzig sowie die Schlössern – Burgen und Gärten, Kunstsammlungen und Semperoper.

Welchen Beitrag Eric Markuse lieferte, wissen wir nicht. Wir wissen, dass Eric Markuse weiß, wie man Markenkommunikation betreibt. Schließlich war er jahrelang Leiter der Abteilung Kommunikation und Marketing (KOMA) beim MDR. Zudem hat er MDR Sputnik neu – vor allem über das Internet – etabliert und so junge Zielgruppen neu erschlossen. War dies ein Grund seiner Berufung?

Allerdings ist es unüblich, dass Angestellte von ARD und ZDF Staatsregierungen beraten. Schließlich sollen die Medien als sogenannte vierte Gewalt kritisch über die Staatsregierung als erste Gewalt berichten. Zumindest in diesem Fall kann das der MDR nicht mehr leisten – wie der Sachsenspiegel am 30 Juli auch bewies.

Wie die Frankfurter Rundschau mitteilte, sah der MDR keine Probleme in der Tätigkeit Markuses für die Staatsregierung. Laut MDR-Sprecherin Birthe Gogarten war dies eine vorher schriftlich genehmigte, “freiwillige und ehrenamtliche” Arbeit. „Ein Markenhandbuch sei eine “komplett unpolitische Sache”, deshalb habe die Tätigkeit keine Auswirkungen auf eine “staatsferne und parteipolitisch unabhängige Programmgestaltung” von MDR Sputnik“ so weiter Birthe Gogarten in der Frankfurter Rundschau.

Auch wenn sich Eric Markuse diese Tätigkeit genehmigen ließ, so ist zu fragen, wieso er sich dafür die Zeit nehmen kann. Schließlich ist MDR Sputnik laut der letzten Media-Analyse abgestürzt. So sank die Tagesreichweite von 138.000 auf 106.000 HörerInnen und ist damit vom letztjährigen Tiefstwert von 94.000 nicht mehr weit entfernt. Für den MDR waren dies allerdings nur „leichte Verluste“.

Es hätte nur einen medienpolitischen Sinn gegeben, die Staatsregierung zu beraten: wenn Sputnik dafür endlich UKW-Frequenzen in Sachsen erhalten hätte. Schließlich verweigert die Staatsregierung diese dem MDR seit nunmehr über 17 Jahren. Doch anscheinend war dies ein Geschäft ohne Gegenleistung, das ein weiteres Indiz liefert, dass der MDR auf dem Weg zum Regierungsfunk ist.

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