von Julius Endert, 7.12.10
Auf dem Fünften Nationalen IT-Gipfel in Dresden geht es heute um die Zukunft des Internet, sprich um dessen Ausbau und Regulierung. Da ist es sinnvoll, sich ein wenig Zeit für die Ansichten des Menschen zum Thema Internet zu nehmen, der in Zukunft für dessen Regulierung verantwortlich sein soll.
Manchmal verraten Menschen ja ihre Haltung zu bestimmten Themen durch Wortwahl und Betonung. Wer mit Matthias Kurth, dem Präsidenten der Bundesnetzagentur spricht, dem wird schnell klar, dass er sich gedanklich/theoretisch bereits von der reinen Lehre eines einheitlichen und neutralen Netzes verabschiedet hat. Der oberste bundesdeutsche Netzregulierer unterscheidet klar zwischen einem „best-effort“-Internet, welches mehr schlecht als recht seinen Dienst versieht, und einem „next-generation“-Netz, in dem die Provider freie Hand beim Managen der Datenströme haben und in dem es Diensteklassen mit einer garantierten Qualität zu extra Gebühren geben soll.
Für Kurth stellt dieses neue Netz einen Fortschritt und eine zusätzliche Option für die Nutzer dar, die mit „best-effort“ nicht zufrieden sind, weil es da bisweilen „ruckelt“. In diesem Netz der ersten Generation soll es zwar eine garantierte Mindestqualität geben, es wird aber ansonsten zu einer Art Sonderwirtschaftszone für mehr oder weniger anspruchslose Netznutzer.
Im Rest des Netzes ist aber fast alles erlaubt, solange der Wettbewerb funktioniert und es keine Diskriminierung von Diensten oder Inhalten gibt. Damit findet de facto eine Aufteilung zwischen einem Basisnetz und einem Netz der verschiedenen Klassen statt, genau so, wie es sich die Provider wünschen.
Das hört sich für viele vielleicht harmlos an, ist es aber nicht. Denn wie groß und wie gut diese Restmenge an best-effort Netz in Zukunft sein wird, weiß noch niemand. Fest steht aber, dass es so kommt: Denn zum einen sieht der Entwurf des neuen Telekommunikationsgesetzes ebenfalls Diensteklassen vor und zum anderen soll Kurth in Zukunft zuständig für das Internet sein. Aus diesem Grund sollten wir besonders gut zuhören, was er sagt und welche Vorstellung er vom Netz der Zukunft hat: