Linktipps zum Wochenstart: Journalisten an die lange Leine

von , 11.4.11

Toptipp:

10 Schlüssel zu einem besseren Onlinejournalismus

David Bauer formuliert prägnant zehn Thesen für die journalistische Zukunft. Thesen 5 bis 10 finde ich sehr wichtig und ganz besonders These 10:

Journalisten an die lange Leine: Jedes Onlinemedium profitiert mittelfristig davon, wenn seine Journalisten direkt mit Lesern kommunizieren und sich auch ausserhalb des Mediums profilieren. Sie sind die besten Botschafter, um Leser ans Medium zu binden und neue darauf aufmerksam zu machen. Dafür brauchen die Journalisten aber Zeit und dürfen nicht wie in einer Legebatterie angehalten sein, einen Artikel nach dem anderen rauszuhauen. Es sollte ganz bewusst Teil der Arbeitszeit sein, die Kommentare zu den eigenen Artikeln zu sichten und darauf zu reagieren, über Twitter zu kommunizieren und sich in Blogs und anderen Publikationen zum eigenen Fachgebiet zu äussern.”

Weitere Tipps:

Collective, Non-Profit Investigative Journalism Takes Spotlight at Logan

Mark Glaser von Mediashift berichtet vom Investigative Reporting Symposium an der Universität Berkeley, einem mehrtägigen Treffen der besten investigativen Journalisten.  (Hier ist der Bericht von Tag 1, inklusive einem Skype-Auftritt von Julian Assange). Der in der Überschrift verlinkte Bericht von Tag 2 enthält u.a. Aussagen von Vertretern neuer Journalismusmodelle, darunter Matt McAlister, head of technology beim Guardian, Robert Rosenthal, Center for Investigative Reporting und Richard Tofel, ProPublica.

The publishing industry needs a lightweight, open, paid syndication technology

Aggregieren 1: Jonathan Stray vermisst eine offene Schnittstelle für einen kostenpflichtigen Webportal-übergreifenden Aggregationsservice: “Users want the ‘best’ content from wherever it may have been published, presented beautifully and seamlessly within a single interface. Publishers want users to go to their site/app so that they can get paid, whether that’s through a subscription or by showing the user ads. This tension is hugely visible in the content economy of today. It’s why Flipboard, Zite, and Google News are so loved by consumers yet so hated by publishers. It’s a manifestation of the ‘producers vs. aggregators’ spat, a senseless culture war which reflects a legacy publishing industry structure that is ill-equipped to serve a digital public. […]What I am trying to create is a fluid content marketplace which allows innovation in content packaging, filtering, and presentation.

Journalists Are Aggregators Too (And That’s A Good Thing)

Aggregieren 2: Mike Masnick von Techdirt sieht einen Kulturkampf zwischen “altem” und “neuem” Journalismus vor allem darin begründet, dass klassischer Journalismus auf seiner herausgehobenen Rolle beharre, dabei beginne das Aggregieren schon beim Aufschreiben von Zitaten der Gesprächspartner oder beim Zitieren aus Quellen, also schon vor einer journalistischen Veröffentlichung. Wäre Aggregieren (aka Kuratieren) in Verlagen nicht zum Schimpfwort degradiert, könnte es zum Kern eines zeitgemäßen digitalen Journalismus werden: “People are inundated with abundant information these days, and what they look for are trusted aggregators, curators and filters of that information. They seek those out because it saves them time, and lets them direct their attention more efficiently. In other words, people value the aggregation, because it serves a valuable role when the content is infinitely available, but time is not.

Linklisten waren gestern, kuratieren ist die Zukunft

Aggregieren 3: Bernd Oswald sieht Journalisten in der Rolle eines “Mehrwert schaffenden Kurators” und an der Schwelle zu einer “neuen Form des Storytelling”. Frei zugängliche Tools wie Storify erleichtern jedem Webproduzenten das Kuratieren, aber Oswald glaubt, dass Verlage darüber hinaus auch eigene Werkzeuge entwickeln sollten: “Der Aufwand würde sich lohnen und wäre die angemessene Reaktion in der linkbestimmten Aufmerksamkeitsökonomie des Internets: Kommentierte Linklisten waren gestern, den anhand von relevanten Links, Tweets und Videos erzählten Geschichten gehört die Zukunft.

10 useful resources about data visualization

Aggregation 4Mindy McAdams hat zehn ausgewählte Links zum Thema Datenjournalismuszusammengestellt, plus als Bonus eine interessante Diskussion auf der Frage-und-Antwort-Plattform Quora über die Frage, was Datenjournalismus und Datenvisualisierung von Infografiken unterscheidet.

Why Are Newsrooms Resistant to Creating Newsgames?

Chris O’Brien analysiert im Idea Lab von Mediashift warum Newsgames – d.h. Ideen und Mechanismen, Nutzer auf spielerische Weise in Nachrichteninhalte zu involvieren – in Redaktionen eher skeptisch betrachtet werden. O’Brien berichtet von einer Konferenz zu diesem Thema an der University of Minnesota, benennt die Hürden (Culture Gap, leitende Redakteure sind eher keine Computerspieler), wie man sie abbauen kann, und er bindet Beispiele ein.

Journalists on Twitter: How do Britain’s news organisations tweet?

Ein interessantes Schaubild im Datablog des Guardian (Überschriftenlink) mit Daten von Tweetminster. Wie immer heißt es auch diesmal: Get the data. Das Blog OUseful hat die Aufforderung beherzigt und eine weitere gute Visualisierung daraus erstellt (s. Abbildung).

 

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