Die Muster des Kulturalismus im “Rassismus der Antirassisten”

von , 9.9.10

Thierry Chervel sieht in der Sarrazin-Debatte den in Schwarz-Weiß-Schemata verpackten “Rassismus der Antirassisten” und analysiert mit Blick auf die Gegner von Islamkritikerinnen:

Necla Kelek oder Ayaan Hirsi Ali kritisieren den Islam nicht, um junge Musliminnen anschließend auf die Plätze zu verweisen und ihnen mitzuteilen, dass sie aufgrund mangelhaften Genmaterials ohnehin keine Chance haben, etwas an ihrer Lage zu verändern. Sie kritisieren eine Kultur nicht, um irgendeine andere Kultur zu beschützen, sondern weil sie für die Rechte und Entfaltungsmöglichkeiten Einzelner kämpfen.

Das Peinliche an Sarrazin ist, dass er sich – zumindest in den Debatten um sein Buch – in jenes Muster verstrickt, gegen das er gerade ankämpft. Der Kulturalismus ist doch das Problem, auch das von Bahners und Assheuer, die den Islam so sein lassen wollen und sich seine Kritiker nur als tümelnde Teutonen oder tendenzielle Treitschkes vorstellen können. Sarrazin verschärft das Problem noch durch seine Modellrechnungen. Sarrazin beklagt, dass sich die Muslime in eine Kultur einsperren und zementiert ihren geschlossenen Kreis, indem er ihre Gruppenidentität durch genetische und eugenische Argumentationen auch noch zum Schicksal erklärt. Sarrazin bestätigt das Denken in Gruppenidentitäten, dem sich die Immigranten durch die Diskurse fast aller Repräsentanten ausgesetzt sehen: Der Einzelne wird durch sie zum bloßen Mitglied einer Gruppe gemacht, der er wegen kultureller oder gar genetischer Programmierung kaum entkommen kann.

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