Die digitale Faszination – Vom Leben auf dem achten Kontinent

von , 14.4.10

Peter Glaser hat seinen re:publica-Vortrag in seinem Blog veröffentlicht. Eine meiner Lieblingsstellen:

Der amerikanische Medienwissenschaftler Clay Shirky beschreibt, wie die von einer Zeitung angestellten Nachforschungen verliefen, als die populäre Kolumne des Humoristen und Pulitzer-Preisträgers Dave Barry unerlaubt im Internet verbreitet wurde. So fanden sich im Netz unter anderem eine eigene Dave Barry-Newsgroup und eine Mailingliste, die von ein paar tausend Leuten gelesen wurde. Und es fand sich ein Teenager aus dem mittleren Westen, der die Kolumnen von Hand im Internet verbreitete. Er liebte die Sachen von Barry so sehr, dass er dafür zu sorgen versuchte, dass möglichst jeder sie lesen konnte. Shirky erinnert sich an eine Bemerkung des damaligen Online-Chefs der New York Times, Gordy Thompson, zu diesem Phänomen: “Wenn ein 14-jähriger Junge dein Business in seiner Freizeit hochgehen lassen kann – und zwar nicht, weil er dich haßt, sondern weil er dich liebt –, dann hast du ein Problem.”

Journalismus ist die zivilisierteste Form von Widerstand, und sei es nur gegen die Langeweile. So groß kann keine Krise sein, dass er verschwände, davon bin ich überzeugt. Vor allem aber haben wir mit der Sprache eine bemerkenswerte Technologie und zugleich ein Urmuster der Demokratie an der Hand. Aus 26 Buchstaben lassen sich ganze Universen errichten. Jeder von uns hat mit seinem Namen seinen höchstpersönlichen Anteil an der Sprache. Und jeder kann neue Worte, Formulierungen und Gedanken vorschlagen, und wenn sie gut sind, werden sie bleiben und sich verbreiten. Die Sprache gehört uns allen, sie kostet nichts und wir alle arbeiten als Entwickler mit an dem großen Projekt.

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