#Darwin

Darwin reloaded. Österliche Gedanken über Lämmer & Wölfe

von , 7.4.09


Den Leitwölfen tut diese Krise richtig gut.

Zitieren wir mal zwei von ihnen, einen aus der Chefetage und einen, der intellektuell und antiquarisch zur Chefetage zu rechnen ist. Springer-Boss Matthias Döpfner sagt bei turi2.tv: “Mir geht es im Moment in dieser Krise erschreckend gut.“ Und Rainer Meyer, der Küchenchef der blogbar, sagt bei meedia: „In der Krise wird man besser… Wer keine Anzeigen mehr hat, kann wieder anfangen, wirklich spannende Inhalte zu produzieren… Die Leser wollen Wölfe anstatt Pudel.“

Ja, das Heulen der Wölfe ist – zu Darwins 200.Geburtstag – von Berlin bis Starnberg deutlich zu hören. (Auch Bernd Buchholz heult mit, aber den lassen wir mal außen vor).

In der Krise wittern die Wölfe die Chance zur „Marktbereinigung“. Jetzt können sie weghauen, was sie längst schon für überflüssig hielten. Das viele Personal. Die Weicheier. Die Pudel. Die Warmduscher.

Stahlbad ist angesagt.

Und die Lämmer? Sie blöken ängstlich mit. Verweisen auf faule Kollegen. Auf nichtsnutzige Journalisten und Lehrer. Auf gierige Banker, Politiker, Ärzte, Professoren.

Die Gesellschaft gerät allmählich in Wallung. Das Gift des Übelwollens frisst sich durch die Stammtische. Die klammheimliche Lust am Untergang ist präsent.

Die Schwachen, heißt das, sollen endlich sterben.

Zu pessimistisch?

Es ist durchaus möglich, dass die gegenwärtige „epochale Umbruchsituation“ (die von freundlich gesonnenen Wissenschaftlern als chaotischer Beginn einer neuen Renaissance gedeutet wird), eine bessere, modernere, vernetzte und vor allem kooperative Gesellschaft hervorbringt.

Es kann aber auch anders kommen. Die Verwendung der alten Denkmuster (des Sozialdarwinismus – siehe oben) deutet eher auf Mittelalter denn auf Renaissance.*

*Was für ein Glück, dass die große Koalition nicht aus Wölfen besteht.

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