#Guido Westerwelle

Brandung beigelegt

von , 19.2.10

[Westerwelle, die] Argumentkonstrukt, das vornehmlich in auf öffentliche Aufmerksamkeit und Erregung ausgerichteten deutschen politischen Debatten verwendet wird und auf kurzfristige Wirkeffekte zielt.

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Die Westerwelle besteht in ihrer Grundform aus drei Phasen:

(1)  Exposition: Oft eingeführt mit dem Satzbestandteil „Es kann nicht sein dass …“. Der Verwender der Westerwelle formuliert damit eine Selbstverständlichkeit als provokante These, die den Beginn des sich räumlich und zeitlich verändernden Diskursfeldes markiert.

(2)  Eskalation: Wenn es doch sein kann, dass die öffentlich zur Diskussion gestellte These auf Widerspruch trifft, wird im zweiten Anlauf mit dem Ziel, mehr Wortmaterie durch den virtuellen Raum zu transportieren, die These durch ein behauptetes Sprechverbot verstärkt („Man wird ja wohl noch sagen dürfen, dass …“).

(3)  Endphase: Die These wird teilweise zurückgenommen, modifiziert, ins Allgemeine verwässert oder ins Gegenteil verkehrt. Inhaltlicher Bestandteil des Argumentkonstrukts sind dann lediglich noch Allgemeinplätze, die allerdings durch eine vermeintlich verstärkende Formulierung eingeleitet werden (z.B. „Ich bleibe dabei ….“). Diese sollen – wenngleich dem ursprünglichen Argumentkonstrukt widersprechend – rhetorische und inhaltliche Konsistenz suggerieren.

Die Westerwelle wird als Sprach- und Erregungskonstrukt bevorzugt in solchen politischen Debatten eingesetzt, mit denen die Debattenführer von anderen Themen ablenken oder diese aus dem Aufmerksamkeitsfokus der Öffentlichkeit hinausdrängen wollen. In physikalischer Hinsicht gehört die Westerwelle im Gegensatz zur mechanischen Welle in die Kategorie der Gravitationswellen, die sich in einem Vakuum ausbreiten können.

[via miriammeckel]

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