#China Krugman Schulden

Bang pro Euro – 1×1 nach Keynes

von , 16.12.08

Paul Krugman rechnet es Frau Merkel vor.

A crucial number is “bang for euro”: the ratio of the increase in GDP to the increase in the deficit.

Die Rechnung ist einfach. Wenn das Bruttosozialprodukt steigt, steigen die Staatseinnahmen, kann der Staat also vorab mehr Schulden machen. 1×1 nach Keynes.

Krugmans Ergebnis: Jeder Euro, der von allen EU-Staaten koordiniert ausgegeben wird, führt zu einem Bang von 2,23. Für einen Euro mehr Staatschulden bekommen wir also 2,23 Euro mehr Wirtschaftsleistung. Wenn alle für sich herumwursteln, bleibt es bei mageren 1,18.

Willem Buiter pflichtet ihm bei. Es gibt eben Zeiten, in denen Schulden gut sind, und Zeiten in denen sie schlecht sind. Und in welchen Zeiten wir uns befinden, ist keine Frage. Allerdings denkt Buiter auch ein wenig weiter und wirft einen Blick auf die Zeiten nach der Krise. Und dann sehen die Szenarien nicht unbedingt heiter aus.

When the economy normalises, the public debt issued by the Treasury to finance any deficits incurred during the slump leaves the central bank and comes back home to mama.  Mama will have to convince the markets (the domestic private sector and/or the rest of the world) that it wants to hold this public debt. If the interest rates at which the markets are willing to hold that debt are high, or if there is no interest rate level, however high, at which the markets wish to hold the additional public debt spewed out of the central bank’s balance sheet, we have a problem.  Either the government forces the central bank to hang on to the Treasury debt or the economy will have to live with very high interest rates or, in the most extreme case, with default on the public debt.

In kurz und auf deutsch: Erst wenn die Staatsschulden nach der Krise am Markt abgeladen werden, stellt sich heraus, ob sie jemand dort haben will. Falls nicht, muss die Zentralbank entweder genötigt werden, das viele frisch gedruckte Geld zu halten, mit welchen Folgen für die Währung auch immer. Oder es ist einmal wieder die Zeit gekommen, den Staat bankrott gehen zu lassen.

In China werden die euro-atlantischen Schererein übrigens aufmerksam beobachtet. Denn Deutschland und China befinden sich in einer ähnlichen Lage. Die Wirtschaft beider Länder baut auf den Export. Nur während China mit Staatsprogrammen (bislang ohne großen Erfolg) versucht, Überkapazitäten in den eigenen Konsum zu lenken, stellt sich Deutschland stur. Michael Pettis gibt zu Bedenken:

It is German overcapacity that is now the European problem. Perhaps Germany, like China, should be doing more to rebalance its excess capacity

Und das hieße, die eigene Überproduktion selbst zu konsumieren. Anstatt darauf zu hoffen, dass die Konjunkturprogramme der anderen Länder die Säcke der deutschen Exporteure füllen werden.

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