Wedding-Sause auf Kosten des Gebührenzahlers

von , 13.4.11

Für den 29. April 2011 hat die nordrhein-westfälische Landesanstalt für Medien (LfM) zum „ohne Zweifel gesellschaftlichen Ereignis des Jahres” in ihre Räume im Düsseldorfer Medienhafen geladen. Bei “typisch englischem Cream Tea” wird die Aufsichtsbehörde das “angemessene Ambiente” bieten, die Hochzeitzeremonie als Live-Übertragung der BBC zu erleben.

Für den Medienwissenschaftler Lutz Hachmeister zeigt der Event “symbolhaft auf den Zusammenhang zwischen realer Bedeutungslosigkeit und verzweifelter Selbstbeschäftigung” der Landesmedienanstalt-Apparate, für die der Gebührenzahler jährlich über 100 Mio. Euro aufbringen muss. Schließlich hat die Landesmedienanstalt mit den Inhalten der BBC nun rein gar nichts zu tun.

Auf Carta-Nachfrage erklärt die Landesmedienstalt, man führe die Veranstaltung im Rahmen der allgemeinen “Förderung der Medienkompetenz” durch. Die Hochzeit des britischen Kronprinzen sei hervorragend geeignet, “einem Fachpublikum kurz und prägnant die Tätigkeiten der Landesmedienanstalt zu erläutern.” Die Anstalt werde den “Gästen aus dem diplomatischen Umfeld darlegen können, wie aus unserer Sicht eine moderne Medienaufsicht funktioniert.”

LfM im Medienhafen: "Angemessenes Ambiente"

Die Veranstaltung wird nach Auskunft von Peter Widlok, Sprechers der Landesmedienanstalt, rund 25.000 Euro kosten – wobei das Sachsponsoring der Räume der Landesmedienanstalt nicht in diesem Betrag enthalten ist. 5.000 Euro wird das britische Generalkonsulat beisteuern – 3.400 Euro der Sender BBC World. Die Landesmedienanstalt selbst wird direkt 11.5000 Euro zu dem Event beisteuern – aus Mitteln, die letztlich aus GEZ-Gebührentopf stammen.

Zusätzlich tragen der Kabelfernsehanbieter Unitymedia und der Shoppingkanal QVC als Sponsoren 5.000 Euro zum Hochzeits-Empfang bei. Beide Unternehmen sind direkt oder indirekt von den Regulierungsentscheidungen der Landesmedienanstalt betroffen.

Die Landesmedienanstalt gibt also nicht nur 11.500 Euro aus Gebührenmitteln für einen Empfang mit fragwürdigem Wert für die Medienkompetenz von Diplomaten aus – sie setzt durch Sponsoring von Unternehmen aus ihrem Regulierungsfeld zusätzlich auch ihre Unabhängig aufs Spiel.

Es sind nicht so sehr die Summen, die hier nachdenklich machen – es sind vor allem prinzipielle Fragen.

Die eigentliche Aufgabe der Landesmedienanstalt wäre, an diesem Tag die Übertragungen im Privat-TV kritisch zu begleiten – ein solches Format aber war offenbar nicht glamourös genug.

LfM-Einladung: "Ohne Zweifel das gesellschaftliche Ereignis des Jahres"

 

 

 

 

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