#Branchenmythen

Wolfgang Blau: Die sieben Branchenmythen über den Zustand des Journalismus

von , 2.3.11

Vor einer Woche hat sich Zeit Online-Chefredakteur Wolfgang Blau mit beträchtlicher Emphase daran gemacht, einge “Branchenmythen” der Journalismus-Debatte – man könnte auch sagen: orthodoxe Verlegerpositionen – zu zersägen.

Der Ausschuss ‘Kultur und Medien’ des Bundestages hatte zum Thema “Zukunft des Qualitätsjournalismus” geladen. Und Blau erklärte, dass die Probleme möglicherweise nicht dort liegen, wo viele sie gerne verorten würden.

Carta dokumentiert hier noch einmal die sieben Minuten des Blau-Auftritts (YouTube):

Die sieben Branchenmythen der Journalismus-Debatte nach Blau:

1. Blogs stellen eine Gefahr für taditionelle, kommerzielle Medien dar.

2. Google ist schuld am Niedergang der Tageszeitungen.

3. Nur Print- und Broadcastmedien können für gesellschaftlichen Zusammenhalt und Meinungspluralismus sorgen.

4. Der Online-Journalismus hat noch kein Geschäftsmodell.

5. Das Internet begünstigt eine Boulevardisierung des Journalismus.

6. Ohne öffentlich-rechtliche Online-Auftritte hätten die kommerziellen Websites in Deutschland sehr viel bessere Chancen, profitabel zu werden.

7. Mit dem wirtschaftlichen Niedergang einiger klassischer Medien droht auch ein Niedergang des Journalismus und eine substantielle Gefahr für die Demokratie.

All diese “Branchenmythen” sind nach Ansicht Blaus unzutreffend. Man muss Blau nicht in allen Punkten zustimmen (das tue ich sicher nicht) – aber seine kühle Lust daran, gängige Gemeinplätze der ‘Qualitäts’-Journalismus-Debatte zu destabilisieren, ist sehenswert.

Den Bundestagsabgeordneten wird aufgefallen sein, dass sich Blau mit dem Statement indirekt auch gegen die Einführung eines Leistungsschutzrechts für Presseverlage ausgesprochen hat.

Links:

    Hier das vollständige 1,5h-Video der Anhörung
    Hier die Fragen der Abgeordneten an die Experten.
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