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Internes Dokument: Die Telekom erklärt die Netzneutralität

von , 3.9.10

Was bedeutet eigentlich Netzneutralität? – Weil Mitarbeiter der Deutschen Telekom zunehmend darauf angesprochen werden, hat der Konzern für das interne Briefing einen Handzettel erstellt, den das Darmstädter Blog Schonleben.de nun veröffentlicht hat (PDF).

Laut dem Papier will die Telekom zukünftig unterschiedliche Qualitätsklassen anbieten – allerdings nur “für besonders empfindliche Dienste”, wie Videokonferenzen, Telemedizin oder die Steuerung von Stromnetzen. Es bedürfe im Rahmen des Netzwerkmanagements der “technischen Absicherung der Qualitätsversprechen”.

Die Telekom werde die Qualitätsklassen diskriminierungsfrei allen Anbietern zur Verfügung stellen, die Maßnahmen transparent kommunizieren und konkurrierende Dienste nicht blockieren. Zusätzliche gesetzliche Regelungen seien nicht erforderlich, da die Regulierungsbehörden bereits heute gegen ungerechtfertigte Diskriminierungen von Anbietern vorgehen könnten.

Das Papier ist im Frage-Antwort-Schema konzipiert, hier zwei kurze Auszüge:

Gibt es in Zukunft ein Zwei-Klassen-Internet?
Das heutige Internet wird auch in Zukunft weiter bestehen bleiben. Zusätzlich will die Telekom der Internetwirtschaft ermöglichen, neue innovative Dienste anzubieten, die besonders hohe Qualitätsanforderungen haben. Beispiele dafür sind Videokonferenzen, Telemedizin und die intelligente Steuerung von Stromnetzen. Dafür bedarf es der Einführung zusätzlicher Qualitätsklassen und der technischen Absicherung der Qualitätsversprechen. Die Anschluss- und Transportnetze werden auch weiterhin kontinuierlich ausgebaut, um dem steigenden Bandbreitenbedarf gerecht zu werden.

Will die Telekom doppelt abkassieren?
Bisher ist es so, dass die Infrastrukturanbieter die hohen Investitionen in den Netzausbau alleine schultern müssen und die Internetwirtschaft davon profitiert. Der weitere Netzausbau ist aber extrem teuer: Experten rechnen für ein flächendeckendes Glasfasernetz mit Kosten von mindestens 50 Milliarden Euro. Gleichzeitig sind im Wettbewerb um die Endkunden die Anschlusspreise gesunken, so dass es schwieriger wird, den weiteren Ausbau alleine darüber zu finanzieren. Deshalb ist es Teil der Strategie der Telekom, neue internetbasierte Dienste anzubieten. Dazu gehören unter anderem auch Qualitätsklassen für besonders empfindliche Dienste. So tragen diejenigen Nutzer einen größeren Teil der Kosten, die besonders stark vom Netzausbau profitieren.

Das Papier bestätigt insgesamt die bekannten Positionen der Telekom: Sie möchte nur innerhalb von Qualitätsklassen diskriminierungsfrei handeln müssen, nicht in Bezug auf das Internet gesamt. Sie fordert Qualitätsklassenneutralität, nicht Netzneutralität.

Immerhin bekennt sich die Telekom zu Transparenz und damit auch zu einem transparenten Diskurs über die Grenzen von Qualitätsklassen im Internet. Einige Fragen dazu hätte die Telekom aber schon heute zusätzlich auf dem Handzettel beantworten können, wie etwa:

  • Wie neutral ist das heutige Internet-Angebot der Deutschen Telekom?
  • Welche Qualitätsklassen bietet die Telekom schon heute an?
  • Welche Dienste blockiert die Telekom heute (noch) bei ihrem mobilen Internetangebot?
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