NZZ: “Das Internet fördert eine libertäre Grundstimmung”

von , 31.8.10

Kürzlich veröffentlichte die NZZ den Beitrag eines Verlegervertreters, in dem auch für die Schweiz ein Leistungsschutzrecht nach hiesigem Vorbild gefordert wurde. Der Vorstoß sei von den Lesern durchweg ablehnend kommentiert worden, beobachtet Medienredakteur Rainer Stadler (ras.) und vermutet: Das Internet entziehe der alten Medienordnung nicht nur die Grundlage, sondern lasse auch eine “libertäre Grundstimmung” aufkommen.

Das Internet wirbelt nicht nur die alte Medienordnung durcheinander, es veränderte auch die Meinungslage. Eine libertäre Grundstimmung ist aufgekommen, die selbst solche erfasst hat, welche im analogen Leben eher links eingestellt sind. Dies zeigen nicht nur die Reaktionen auf Neiningers Artikel, sondern auch die Diskussionen in Deutschland. Das Vorhaben der Verleger wird als rückwärtsgewandt und protektionistisch wahrgenommen. Wegen der Streitigkeiten um die Autorenrechte halten sich auch Journalistenvertreter auf Distanz. Das alles müsste die Verlagschefs nachdenklich stimmen.

Die Diagnose einer “libertäre Grundhaltung” trifft sicher nur für einen Teil der Internetnutzer zu. Daneben gibt sicherlich auch eine starke linksliberale Grundströmung, die etwa verstärkt auf bürgergesellschaftliche und parastaatliche Institutionen setzt. Bei der Leistungsschutzrechtsdebatte wird letztere aber – durch die Frontstellung zu den Verlagen – nicht gesondert sichtbar.

Oder anders ausgedrückt: Im Netz gibt es nicht nur viele Piraten, sondern auch viele Grüne.

(via)

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