“Neuer Anfang mit den Öffentlich-Rechtlichen”

von , 16.5.10

Wolfgang Blau bei Sueddeutsche.de:

Die öffentlich-rechtlichen Online-Redaktionen beschäftigen zwar viele hervorragende Journalisten, das politische Korsett dieser Redaktionen ist aber so eng, dass sie keine wirkliche Konkurrenz darstellen. Gäbe es diese Websites nicht, hätten die Online-Angebote der Zeitungshäuser zwar einige Nutzer mehr, man muss aber schon komplett mutlos sein, wenn man behauptet, die öffentlich-rechtlichen Nachrichtensites stünden dem kommerziellen Erfolg der Zeitungs-Websites im Wege.

An dieser Stelle sei die Frage erlaubt, aus welchem Grund der Gesellschaft ein Rundfunksystem sieben Milliarden Euro wert sein sollte, wenn dessen politisches Korsett sehr eng geschnallt ist? Die Aufgabe des Rundfunks ist verfassungsgemäß eine völlig andere – schon deshalb mag Blaus vorgeschlagene Aufgabenteilung zwar der aktuellen Realität entsprechen – sie kann aber nicht als medienpolitisches Grundkonzept angewendet werden.

Blau schreibt weiter:

Was spräche beispielsweise dagegen, dass öffentlich-rechtliche Sender sämtliche Inhalte, an denen sie die nötigen Rechte klären können, auch den Nachrichtensites der Printmedien kostenfrei zur Verfügung stellen? Weshalb kaufen die Websites der Printmedien vor großen Sportereignissen oder Wahlen teure interaktive Datenbank-Module ein, statt die entsprechenden Module der öffentlich-rechtlichen Websites nutzen zu dürfen, durchaus auch als White-Label-Produkt, also ohne das Logo des jeweiligen Senders zeigen zu müssen?

Die  Antwort ist ganz einfach: Dagegen spricht, dass dies beihilfefinanzierte Eingriffe in den Zuliefermarkt für journalistische Online-Publikationen sind. Auch Agenturen, die Nachrichtenvideos verkaufen, und Anbieter von Sporttickern haben ein Recht darauf, nicht von staatlich protegierter Gebührenkonkurrenz mal so eben vom Markt geräumt zu werden. Die Kooperation von öffentlich-rechtlichen und privaten Anbietern geht daher häufig zu Lasten Dritter und zu Lasten der Vielfalt – auch wenn sie für privatwirtschaftliche Chefredakteure so manches Kostenproblem erleichtern.

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