Der schwarze Neid

von , 18.4.10

Thomas Knüwer hält dem vermeintlichen Qualitätsjournalismus seine Methoden vor, indem er  formuliert:

Ähnlich verhält es sich mit Harald Staun von der “Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung”, ein in seinem Weltbild unterschütterlicher Papiermensch, der in seiner gelgeglätteten Aaligkeit dem Prototyp eines Journalisten ziemlich nahe kommt.

Derartige Formulierungen sind herablassend, klischeehaft und beleidigend? Eines hochwertigen Journalismus nicht würdig? Nun, Knüwer paraphrasiert nur, was Staun selbst schrieb:

Selbst in ihrem Weltbild unerschütterliche Netzmenschen wie der Berliner Felix Schwenzel, der in seiner Zotteligkeit dem Prototyp des Bloggers ziemlich nahekommt, kamen ins Zweifeln.

Für Knüwer sind die Reaktionen des klassischen Feuilletons auf die neue digitale Öffentlichkeit ein Spiegelbild kümmerlicher bundesdeutscher Neidkultur:

Es gibt nach Meinung von Soziologen zwei Formen von Neid. Der weiße ist einer, der einen antreibt: Was jemand anders erreicht hat, will man auch. Die andere Version ist der schwarze Neid: Ich will das Beneidete für mich haben oder es dem andere wegnehmen. In den USA, schrieb mein ehemaliger Chefredakteur Bernd Ziesemer in einem seiner Bücher, dominiere der weiße Neid – in Deutschland der schwarze.

So ist die Welt der Medien und der Blogs wohl nichts anderes als ein Abbild der deutschen Gesellschaft. Sie ist keine Szene und keine Community – sie ist der bundesrepublikanische, schwarzneidische Alltag.

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