#GuttenPlag

Seemann: “Es gibt jetzt endgültig kein “Wir” des Netzes mehr”

von , 1.3.11

Michael Seemann hat die vielleicht spannendste Interpretation, warum die Guttenberg-Affäre eine “Zäsur im deutschen Internet” bedeutet:

Das Netz forderte diesmal nichts, das Netz meinte diesmal nichts und das Netz brachte auch nichts zu stande. “Das Netz” als – zumindest von außen – irgendwie homogen aussehender Meinungsraum, gibt es nicht mehr. Nicht mal mehr für den einfältigsten Journalisten.

Das Netz ist in der Gesellschaft angekommen, so könnte man sagen. Es sind nicht mehr nur ein paar Nerds und Spinner, die sich hier austoben. Es sind auch nicht mehr eher “Linke” oder “Intellektuelle”, die sich hier rumtreiben. … Das Netz wird zunehmend repräsentativ.

Das wird enorme Folgen haben. Es gibt jetzt endgültig kein “Wir” des Netzes mehr geben.

Natürlich könnte man hier nun einwenden, dass  die ‘andere Seite’ auch vorher schon mit Seiten wie Politically Incorrect im Netz präsent war. In der Tat aber gab es diesmal keine “Netzgemeinde”, mit der irgendwelche Forderungen assoziiert wurden. Das Netz war einfach Apparat der politischen Netzöffentlichkeit.

Die Zäsur besteht also darin, dass sich das Netz als Instrument einer breiten politischen Diskussion manifestiert hat.

Meine zugespitzte These vom Minister, der vom Internet gestürtzt wurde, war genau so gemeint: Die netzvermittelte Kommuniktion um Guttenplag hat den Subtext der Debatte geprägt und das faktische Fundament gelegt. Ohne Internet also wäre die Debatte eine andere gewesen. Hier hat sich gezeigt, wie sich die Rolle der Massenmedien von weg vom Gatekeeping und hin zu einem Teil der Netzwerköffentlichkeit verändert.

Wo genau die Zäsur nun liegt, kann man gerne diskutieren. Aber ein bisschen Zäsur, das sieht ja auch Michael Seemann so, war heute schon…

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