von Wolfgang Michal, 20.12.13
Jubelgesänge hallen durch Deutschland. Die 20-Uhr-Tagesschau sendet ausführliche Berichte in eigener Sache (aber leider noch immer keinen Brennpunkt), die Medienseiten der Tageszeitungen flippen fast aus vor Freude: Der Rundfunkbeitrag, diese so inbrünstig gehasste und vielfach geschmähte „Zwangsabgabe“, soll… SINKEN. Um sage und schreibe 73 Cent pro Monat. Und das schon ab 2015.
Sofort haben wir in der Carta-Redaktion unsere Taschenrechner gezückt, um die jährliche Einsparung bis auf die letzte Stelle hinter dem Komma auszurechnen – immer die bange Frage auf den Lippen: Wird das Rechner-Display diese gewaltige Summe verkraften? Denn nicht nur drei mal, nicht nur sechs mal, nein, volle zwölf mal werden 73 Cent übers Jahr hinweg ausgeschüttet!!! Das macht summa summarum 8 Euro und 76 Cent. Fast 9 Euro! Und zwar jedes Jahr!! Da muss eine Oma lange für stricken!
Auch die schwarz-rote Koalition scheint erleichtert. Die bitter nötige Belebung des Binnenmarkts ist gesichert. Der DGB-Vorsitzende Michael Sommer ließ vor Spitzenvertretern der deutschen Wirtschaft erkennen, dass die Gewerkschaften von solchen Gebührensenkungen vor den Ermittlungen der KEF nicht einmal zu träumen wagten. Auch die schnelle Umsetzung der Gebührensenkung, die noch vor der Einführung des Mindestlohns wirksam werde, hoben die Spitzenpolitiker aller drei Koalitionsparteien lobend hervor.
In weniger als vierzehn Monaten können die Bundesbürger also damit beginnen, das eingesparte Geld mit vollen Händen auszugeben. Aber wohin werden sie ihre Geldsäcke tragen? Was werden sie sich leisten? Schoko-Crossies bis zum Abwinken? Schlemmen in sündteuren Restaurants? Das neue iPhone 6S? Einen Acht-Zylinder? Eine Weltreise? Vielleicht gar eine 1-Zimmer-Wohnung am Stadtrand von München?
Wir wissen es nicht. Aber wir raten dringend dazu, jede Ausgabe gut zu überlegen (vielleicht auch mal im Familienkreis zu diskutieren) und dann die Anschaffungen gleichmäßig übers Jahr zu verteilen. Auf keinen Fall sollte die ganze Summe auf einmal verprasst werden!
Deshalb: Schreiben Sie uns, was Sie ab 2015 mit dem unverhofften Geldsegen anfangen werden. Schildern Sie ohne falsche Scham, was Sie sich von den 8,76 € gönnen wollen. Oder machen Sie Vorschläge, in welche gemeinnützigen Projekte das Geld fließen sollte. Wir leiten ihre Vorschläge dann gern an die zuständigen Stellen weiter.