Wie Paul Elmar Jöris auf plumpe Beschwichtigungsrhetorik reinfiel

von , 11.3.10

Der WDR-Journalist Paul Elmar Jöris inzeniert sich in einem Blogbeitrag als grandios recherchierender Journalist, der der Hartz-IV-Hannelore-Kraft-Geschichte auf den Grund geht. Hatte SPD-Kraft nicht im Grunde ähnliches gefordert wie FDP-Westerwelle? Jöris recherchiert und findet heraus:

Die Sensation ist keine. Die Forderung nach einem “gemeinnützigen Arbeitsmarkt” steht im SPD-Wahlprogramm, und zwar seit 2006. Es geht auch nicht darum, Hartz-IV-Empfänger zu einer solchen Arbeit zwangsweise zu verpflichten, sondern denjenigen, die aufgrund gesundheitlicher Einschränkungen einfach keinen Job finden, selbst für einen Hungerlohn nicht, die Chance zu geben, etwas zu tun.

Ich erinnere mich auch an ein Gespräch mit Hannelore Kraft, in dem sie mir von einem Fliesenleger erzählte, dessen Knie kaputt waren und der in seinem Beruf nicht mehr arbeiten konnte und nicht untätig zu Hause sitzen wollte. Er wollte etwas tun, nützlich sein. Das gab ihm Würde, hatte sie gesagt. Den Ein-Euro-Job hat er deshalb gerne gemacht, nur die Maßnahme lief aus. “Für die müssen wir was tun”, hatte sie gesagt und mir erläutert, dass sie dieses Problem in die Bundespartei tragen wolle.

Ach so: Es geht nur um Fließenleger, die aus gesundheitlichen Gründen nicht mal zu Hungerlöhnen Arbeit finden. Das ist natürlich GAAANZ etwas anderes. Und: Das hat dem Recherchejournalisten Jöris die Hannelore ganz persönlich schon mal erklärt. Toll.

Ich habe selten erlebt, dass ein offenbar angesehender Journalist derart plump auf wahltaktische Beschwichtigungsrhetorik reinfällt – und dann auch noch stolz darüber bloggt.

Denn: Wie dehnbar diese “gesundheitlichen Gründe” ausfallen, wird da schon am genannten Beispiel überdeutlich.

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