Wie eine politische Schweinegrippe: Mediale Hyperventilation als Dauerzustand

von , 26.9.10

Ulrich Schmid sieht im Deutschen Bundestag fünf sozialdemokratische Parteien vertreten, die nicht mehr ideologisch streiten, sondern sehr ähnliche gemeinsame Grundwerte vertreten und sich nur bei der spezifischen Ausgestaltung der Politik noch uneins seien. Das jedoch sei ein Problem für die Debatten:

Deutsche Politiker leiden unter einer kollektiven Profilierungsneurose. Sie wissen genau, dass sie sich im Grunde nur geringfügig von ihren Rivalen unterscheiden, und das verleitet sie zum rhetorischen Overkill.

Die Folge seien allzuoft Tabuisierung, Simplifizierung und Verdrängung im medialen politischen Diskurs. Schmid beschreibt diesen Zustand treffend:

Deutschland ist das Land der medialen Dauererregung schlechthin. In keinem anderen Staat, die USA inbegriffen, ist der Unterschied zwischen der niederschmetternden Durchschnittlichkeit politischer Ereignisse und ihrer medialen Vermarktung so gross. Mediale Hyperventilation ist Dauerzustand. Nähme man nur die Medien des Mainstreams zum Massstab, man müsste zum Schluss kommen, wir befänden uns in einem apokalyptischen Strudel. Kommt eine Krise, raunt man ahnungsvoll vom «Ende des Kapitalismus». Streitet man in der Koalition, kann der Sturz der Regierung nicht mehr weit sein. Aus jedem gesellschaftspolitischen Diskurs wird ein Kulturkampf.

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