Lektüre für Nikolaus Brender: “Was würde Koch tun?”

von , 3.12.09

Es gibt ein Buch mit dem Titel „Was würde Google tun?“. Dem Noch-ZDF-Chefredakteur Nikolaus Brender sollte man zu Weihnachten vielleicht lieber ein Buch mit dem Namen „Was würde Koch tun?“ schenken. Darin könnte er lesen, wie er es schaffen würde ZDF-Chefredakteur zu bleiben und gleichzeitig seinen Gegnern eine schwere Krise zu bereiten.

Was aber könnte Brender im Buch „Was würde Koch tun?“ konkret lesen? Sicher würde dort ganz groß als Überschrift stehen „Gestehe keine Niederlage ein“. Dieses Kapitel würde lehren, den Finger in die Wunden anderer zu legen. So kann Brender sagen „Es gibt keinen anderen Kandidaten, der derzeit eine Mehrheit im ZDF-Verwaltungsrat findet“.

Das zweite Kapitel hätte den Namen „Schaffe Ängste“. Was in Hessen im Wahlkampf eine vermeintlich drohende Machtübernahme durch Kommunisten war, ist im Fall von Brender das Ende der Rundfunkfreiheit durch Einmischung von Politikern. Die Presse nimmt dies derzeit bereitwillig auf, machen sich Ängste doch immer gut.

Somit könnte Brender direkt bei Kapitel drei einsteigen. Unter dem Titel „Verbündete“ ginge es darin um das Agieren hinter den Kulissen. Musste Roland Koch seinerzeit – zumindest der offiziellen Darstellung folgend – auf SPD-Abweichler hoffen, kann Brender bereits auf zwei „schwarze“ Abweichler im Verwaltungsrat bauen. Ein weiterer Verbündeter wäre ZDF-Intendant Markus Schächter. Ohne sein „Einvernehmen“ gibt es keinen (neuen) Chefredakteur im ZDF. Man stelle sich für einen kurzen Moment vor, er sei so stur wie der ein oder andere hessische Politiker und würde einfach nichts tun (siehe Kapitel eins). Der März würde kommen und es gäbe keinen Chefredakteur. Na gut, in diesem Falle könnte der bisherige ja „zum Wohle aller“ kommissarisch weiter machen.

Dann wäre es schon Zeit für die Lektüre des vierten und letzten Kapitels „Auf neue Mehrheiten warten“. Mit genug Pattex (Probepackung kostenlos beim Buch dabei) am Stuhl schafft man es nämlich mühelos, so lange sitzen zu bleiben, bis die Mehrheiten günstig liegen. Koch hatte Glück, in Hessen blieben viele SPD-Wähler zu Hause. Brender könnte – so die Rotation will – auf andere Mehrheiten im ZDF-Verwaltungsrat hoffen. Und dann könnte Nikolaus Brender fröhlich umblättern und das Nachwort lesen, das aus nur einem Wort besteht: „Ätsch!“.

All das wird Nikolaus Brender jedoch nicht tun. Er wird im März kommenden Jahres seinen Stuhl räumen und Platz machen für einen Nachfolger. Die Frage nach einem Neuanfang habe sich laut Roland Koch (seit 1999 Ministerpräsident) nach zehn Jahren Brender ohnehin gestellt.

Brender tut nicht, was Koch tun würde. Brender ist nicht wie Koch. Brender ist nicht Koch. Deshalb wird es den Wechsel im Amt des ZDF-Chefredakteurs geben. Und deshalb trauert man Brender – im Gegensatz zu eines Tages Koch – auch nach.

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