Journalismus: Milch im Fluss des Netzes

von , 26.2.10

Markus Collati erklärt im Rheinischen Merkur den Versuch der Verleger mit “Content” Geld zu verdienen zu einer “seltsamen Sturheit”. Er erinnert an die Anfänge des World Wide Web als Netzwerk der Forschung und Plattform für die “Public Domain”.

Was man zur Datenübertragung in einem öffentlichen Netzwerk bereitstellt, wird Allgemeingut. Seit 20 Jahren. Die einzige Möglichkeit, das zu verhindern, besteht darin, zu verhindern, dass es ins Internet gelangt. Aber man kann den großen Fluss nicht per Gesetz umlenken, wenn sein Bett so angelegt wurde, wie es ist. Stattdessen hat es etwas Bigottes, einen Eimer Milch in diesen Fluss zu schütten und dann vom Gesetzgeber zu verlangen, er möge doch bitte dafür Sorge tragen, dass diese Milch als Eigentum geschützt bleibe.

Ein bedeutendes Merkmal der alten Medien – die Markenbildung und der Wiedererkennungswert – ist im Netz nicht mehr so einfach zu kontrollieren:

Das Internet gleicht da einem Kioskbesitzer, der uns auf seinem Drucker und auf Blankopapier ausdruckt, was wir gerne hätten. Das 30 Millionen Euro teure ZDF-Nachrichtenstudio, der klassische Charme der „NZZ“ – im Internet obliegt auch die Ästhetik des Mediums nicht mehr der Verfügungshoheit des Herstellers.

Seine Schlussfolgerung, die Herstellung des “Contents” dem Netz zu überlassen und nur durch die Bereitstellung von Plattformen noch Geld verdienen zu können, wird jedoch vor allem für den Erhalt von gut recherchiertem und qualitativ hochwertigem Journalismus kaum eine Option sein.

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