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Hoeneß: Die Schattenseite des Fußballs

von , 17.3.14

Der Fall Hoeneß hat zwei Seiten. Im Prozess kam nur eine zur Sprache – der Steuerbetrug. Die Verteidigung erweckte den Eindruck, es gehe lediglich um das Verhalten des Privatmannes Hoeneß. So gelang es ihr zu verhindern, dass dessen Steuerbetrug mit seiner Tätigkeit als Fußball-Funktionär verbunden wurde. Nachhaltig war dieses Manöver nicht. Inzwischen dreht sich der Wind.


 

Bankbelege unter Verschluss


Hoeneß’ überraschendes Geständnis hielt den Prozess kurz. Details seiner Transaktionen blieben im Dunkeln. Die Bankbelege wurden sehr spät vorgelegt und konnten nicht ausgewertet werden. Es schien, als sollten unangenehme Sachverhalte verheimlicht werden.

 Dass Hoeneß auf die Revision verzichtet, dient offenbar dem gleichen Zweck. Sie hätte das Verfahren über Monate fortgesetzt. Er hätte riskiert, dass seine Finanzgeschäfte mit dem FC Bayern verknüpft worden wären.

 Die Konten in der Schweiz waren zeitweise prall gefüllt. Hoeneß hat Geld abgehoben. In welcher Höhe und wofür, ist nicht bekannt. Die Bankbelege könnten Aufschluss geben, sind jedoch unter Verschluss. Längst gibt es den Verdacht, hinter Hoeneß’ Transaktionen könnten sich Korruption und Geldwäsche verbergen. Dann könnte das Schwarzgeld auch dazu gedient haben, die Dominanz des FC Bayern zu stärken.

 

Dreyfus wegen illegaler Zahlungen verurteilt


Das ist nicht belegt, aber auch nicht abwegig. Der FC Bayern stand schon früher unter Korruptionsverdacht. Er schloss gegen die Regeln der Deutschen Fußball-Liga heimlich einen Millionenvertrag mit dem Medienunternehmer Kirch ab. Auch bevorzugte er Adidas, obwohl ihm ein besseres Angebot von Nike vorlag.
 Der verstorbene Adidas-Chef Dreyfus, von dem Hoeneß behauptet, er habe ihm Millionen für Spekulationen spendiert, war selbst in einen Prozess um schwarze Kassen verwickelt. 2006 wurde Dreyfus wegen illegaler Zahlungen in Millionenhöhe zu einer Haftstrafe auf Bewährung und einer Geldstrafe verurteilt.
 Korruptionsskandale in Italien, Polen und Brasilien belegen: Der Fußball ist für Korruption und Günstlingswirtschaft anfällig. Dass in der Fifa unter Sepp Blatter die Korruption grassiert, ist ebenfalls aktenkundig. Bis heute sieht er sich dem Vorwurf der Korruption und Misswirtschaft ausgesetzt.


 

In die Schranken gewiesen


Hoeneß attackierte Blatter 2011/2012 besonders heftig. Er forderte, die Korruption in der Fifa auszutrocknen, und sagte Blatters baldigen Sturz voraus. Damals sah sich Hoeneß auf dem Gipfel seiner Macht. Zum 60. Geburtstag feierte ihn Rummenigge als „Vater Teresa vom Tegernseer” und “Nelson Mandela von der Säbener Straße“. Blatters Antwort auf Hoeneß’ Attacken ließ nicht lange auf sich warten. Sie hatte es in sich. Der Fifa-Chef signalisierte, wer im Glashaus sitze, solle nicht mit Steinen werfen. Blatter deutete an, Deutschland habe 1998 die Weltmeisterschaft 2006 gekauft.
 Der Vorwurf schreckte Franz Beckenbauer auf, der in den 90er Jahren im Auftrag des DFB unterwegs war, um die WM 2006 nach Deutschland zu holen. Beckenbauer wies Hoeneß öffentlich in die Schranken und forderte ihn auf, Angriffe gegen Blatter gefälligst zu unterlassen. Es schien, als wollte Beckenbauer das Feuer austreten, ehe die Flammen hochmodern konnten. Die Zeit titelte damals: “Was für eine gekaufte WM spricht”.


 

Von Ächtung keine Spur


Der Stern, der den Fall Hoeneß auslöste, will in dieser Sache offenbar nachlegen. Stern-Chefredakteur Wichmann deutete an, dass von den Hoeneß-Konten 2008 und 2009 Gelder auf Konten bei den Banken Julius Bär, Credit Suisse und Zürcher Kantonalbank abgeflossen seien. Es gebe weiterhin großen Klärungsbedarf.

 Licht ins Dunkel zu bringen, könnte schwer werden. Verzichtet auch die Staatsanwaltschaft auf Revision, wird sie die Belege über Hoeneß’ Geschäfte an die Finanzbehörden überstellen. Dort werden sie ausgewertet. Die Angst vor dem Staatsanwalt wird die Finanzbeamten bewegen, das Steuergeheimnis im Fall Hoeneß sorgsam zu hüten.

 Ohnehin sind viele Prominente bemüht, Hoeneß trotz seines Betrugs Wertschätzung zu zollen. Von Ausgrenzung und Ächtung keine Spur. Alle Welt bekundet Respekt und hohe Anerkennung, von der Kanzlerin bis zu Gregor Gysi. Alle Welt scheint bemüht, Hoeneß zu besänftigen.


 

Aushängeschild für Tüchtigkeit


Offenbar sorgt man sich, er könnte aus der Schule plaudern. Der Fußball ist inzwischen eine politische Macht. Millionen identifizieren sich mit ihm. Er bedient sich der Medien, diktiert den Sendern die Präsentation der Spiele und zapft in großem Umfang Rundfunk-Zwangsgebühren ab.

 Wirtschaft und Politik nutzen die Popularität und Erfolge des deutschen Fußballs im In- und Ausland als Markenzeichen, auch als Aushängeschild für deutsche Tüchtigkeit und Qualitätsarbeit. Niemand hat Interesse daran, dieses Konstrukt, an dem Hoeneß maßgeblich mitwirkte, zu beschädigen oder gar zu zerstören. Nicht auszudenken, was mit wem passiert, wenn es ins Wanken geriete.

Crosspost von Post von Horn

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