von Wolfgang Michal, 13.11.12
Die Verantwortlichen hatten ihn wohl als Zirkus-Clown eingeladen oder als Provokateur vom Dienst. Denn die Medienvielfalt Holding AG, die neue Besitzerin der Basler Zeitung (die unter ihrem „Garanten“ Christoph Blocher nach rechts umgekrempelt werden soll, wie zuvor schon die Weltwoche) wollte ein wenig Esprit verströmen lassen – und vielleicht auch ein wenig Pfefferspray spüren als Nervenkitzel bei der Festveranstaltung zur „Rolle der Medien in der Demokratie“.
Doch Constantin Seibt tat ihr den Gefallen nicht. Der Schweizer Journalist redete Klartext. Insbesondere griff er seinen Ko-Redner, den Chefredaktor der Weltwoche, Roger Köppel, frontal an. Er bezichtigte ihn des kalkulierten „Anti-Mainstreams“, des geistigen Feuerlegens und der ideologischen Scharfmacherei:
„…wenn man die «Weltwoche» ansieht, so ist deren technischer Haupttrick, das Gegenteil vom sogenannten Mainstream zu schreiben. Das erscheint zunächst als gute Idee: Das Gegenteil der allgemeinen Gedanken ist oft ein inspirierender Gedanke. Die Frage ist nur, ob es auf lange Sicht eine kluge Strategie ist…
Die Themenwahl eines solchen Blattes wird extrem berechenbar: Die eskalierende Finanzkrise – existiert nicht; Fukushima – war keine Katastrophe; Berlusconi und Putin – sind ehrenwerte Männer; das Weltklima – kühlt sich ab; Frauen – sind das regierende Geschlecht; Radioaktivität – ist gesund…“
Kühl prophezeit Seibt dann das Scheitern der Strategie, mit Hilfe einiger willfähriger Medien ein „Paralleluniversum“ zu schaffen, eine Glaubenswelt, in der Fakten nicht mehr zählen. Als Beweis führt er das amerikanische Fox News-Medienimperium an, das den Republikaner Mitt Romney bis zum Schluss glauben machte, er liege in den Umfragen vor Obama.
Macht nur weiter so, empfiehlt Seibt seinen Zuhörern am Ende trocken, es ist schließlich euer Geld, das ihr gerade verbrennt!
Die ganze Rede gibt es hier.