#Daniel Domscheid-Berg

Der gute Verrat

von , 14.10.10

Daniel Domscheid-Berg über die Lehren aus den Wikileaks-Schwächen:

Wikileaks hat das Whistleblowing verändert, einen Kulturwandel angestoßen und die Grenzen des Möglichen wie auch des Akzeptierten nachhaltig verschoben. Dieser Vorstoß der Zivilgesellschaft ist sehr wichtig. Er kann als Beispiel dafür dienen, was in einer global vernetzten Welt möglich ist.

Das Projekt ist so allerdings auch an seine eigenen Grenzen gestoßen. Die zunehmende Flut von Dokumenten war nicht mehr abzuarbeiten, strukturelle Schwächen wurden immer deutlicher und zudem wuchs der politische Druck auf die Organisation. Dieses Feedback ist sehr wichtig, um zu verstehen, wo die Schwächen des Projekts liegen und was für die Zukunft verändert werden müsste.

Es würde dabei jedoch zu kurz greifen, Whistleblower nur als Helden zu sehen – es gäbe auch einen “akzeptablen Grad an Geheimhaltung”.

Wenn wir bereit sind, Whistleblower als Helden anzuerkennen, können wir vielleicht irgendwann einmal fragen, welcher Grad an Geheimhaltung für das gesunde Funktionieren unserer Gesellschaft akzeptabel ist und welcher Grad an Geheimhaltung nur legal sein darf. Diese Diskussion geht über das hinaus, was wir bisher bereit sind zu diskutieren.

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