“Das Politische anders denken”

von , 16.8.10

von Christian Edom

Der an der TU Berlin in der Fachrichtung Medienwissenschaften tätige Professor Norbert Bolz inszeniert sich mal wieder als rechts und lebt davon, als „Quoten Rechter“ berücksichtigt zu werden: „Die politische Rechte steht für Bürgerlichkeit“ ist sein Artikel im Berliner Tagesspiegel betitelt. Mag alles sein, dass es eine „Medienlinke“ gibt, wie Bolz meint. Nur ist das Niveau anderer nie eine Legitimation für eigenen Stumpfsinn. Bolz ist im Grunde kein politischer Intellektueller, sondern Norbert Bolz ist mehr ein Künstler und Ästhet.

Im Grunde beschwört Bolz genau wie Westerwelle das Leistungsträgertum und den Managerismus. Diese Spieleart selbsternannter Bürgerlichkeit definiert sich im Kern über Ästhetik und Vitalismus, nicht über Ethik. Der Körper und der Besitz und auch das Kalkül des Verstandes sind wichtig, nicht der Geist oder die Vernunft.

In populäre Formeln ist dieses Programm mit „Fit for Fun“ oder „Lebensfreude pur“ übersetzbar. Diese sportiv gestählte Bürgerlichkeit meint Überlegenheit, auf diesem Gefühl fußt sie, und sie ist aristokratisch angelegt. Erfolg und Siege sind alles. Mit betont weiblichen Akzenten kommen Frauen praktisch nicht vor. Schattenseite dieser mitunter homoerotisch aufgeladenen Virilität ist der „soldatische Mann“, den Härte auszeichnet. Dessen Kern ist das Opfer und die Unterwerfung. Es ist auch eine Ideologie der ewigen Jünglinge und Junggesellen samt ihrer Jugend und juvenilen Kraft, Vitalität und Dynamik.

Der Rechtspopulismus von Möllemann und Jörg Haider ist deshalb die Schattenseite dieses Projektes. Nicht nur deren Schicksal legt nahe, dass aus diesen instrumentalisierten mythischen Bildern nur Tragödien folgen können.

Zustimmung, Kritik oder Anmerkungen? Kommentare und Diskussionen zu den Beiträgen auf CARTA finden sich auf Twitter und auf Facebook.