#Bernd Naumann

Zukunft der Medien: Adam und Eva in der Frauenkirche

von , 15.3.13

Podium. Dresden. Frauenkirche. Zukunft des Publizierens. Alte Reflexe. Sinnlose Konflikte. Und ein paar kurze, schnelle Bemerkungen zur Diskussionsrunde mit einem Verleger, einem Zeitungsmacher, einem Kommunikationswissenschaftler und mir am letzten Montag in der Dresdener Frauenkirche. Ausstrahlung abends 19.05 Uhr im Deutschlandradio Kultur.
 
Zwar nicht die Frauenkirche, aber auch kitschig
 
„Das Internet lebt von den Journalisten, die von Verlegern bezahlt werden und die Papier bedrucken“, mit diesem Zitat eröffnete Michael Naumann die Diskussion „Pad statt Papier“ im Deutschlandradio Kultur. Es konnte im Lauf der Diskussion nicht geklärt werden, ob diese Äußerung auf die Einnahme unerlaubter Mittel zurückzuführen war, oder ob es sich schlicht um Koketterie wider besseres Wissen handelte. Denn es ist anzunehmen, dass der frühere Zeit-Herausgeber und spätere Cicero-Chef Naumann Kenntnis davon hat, dass es im Internet noch ein oder zwei weitere Angebote gibt.

Die Bemerkung aber war symptomatisch für eine Diskussion, die bemüht war, die Kämpfe von gestern und vorgestern wieder zu beleben. Papier vs. Netz. Blogger vs. Journalisten. Also mehr rhetorische Archäologie, als die längst überfällige gemeinsame Suche nach neuen Wegen: Wie können wir dafür Sorge tragen, dass möglichst viele Menschen über politische und kulturelle Debatten vielfältig informiert werden, von ihnen angesprochen werden, sich an ihnen beteiligen können. Politik und Kultur dabei in ihrer breitest möglichen Interpretation verstanden.

Denn nur um diese Frage kann es am Ende gehen: Wie stellen wir eine publizistische Grundversorgung sicher, um die Demokratie zu sichern?  So schlicht und unerotisch diese Feststellung ist, so entscheidend ist eine Übereinkunft darüber.

Ausgehend von dieser Übereinkunft, sind zwar Debatten um Themen wie das Leistungsschutzrecht oder die Konflikte rund um die Tagesschau-App nicht obsolet, aber die Perspektive verschiebt sich dramatisch. Die alten Dichotomien verstellen den Blick nicht länger, neue Allianzen werden denkbar. Wo bleiben etwa die gemeinsamen Bemühungen um Innovationen? Warum gibt es keine gemeinsamen Arbeitsgruppen der Qualitätsmedien?

Jahrzehntelang haben private Verlage enorme Mengen Geld verdient. Jetzt ist es an der Zeit, die dadurch übernommene Verantwortung wahrzunehmen und in journalistische Innovationen (Strategiesuche, Technologie, Weiterbildung des Personals) zu investieren. Für öffentlich-rechtliche Häuser gilt das natürlich umso mehr. Die gewaltigen Summen, die über den Rundfunkbeitrag generiert werden, verpflichten dazu, endlich zu beweisen, dass auch öffentlich-rechtliche Anstalten innovationsfähig sind. Dass im Laufe dieses Prozesses vieles anders werden wird, ist unvermeidlich. Aber es ist immer noch attraktiver, Veränderungen mit zu gestalten, als ihr Opfer zu werden.

Die Zeit, Diskussionen zur Zukunft des Publizierens mit den alten Argumenten zu bestreiten, ist längst vorbei. Niemand, der Interesse an einer vielfältigen publizistischen Zukunft hat, will jedes Gespräch über diese Zukunft bei Adam und Eva anfangen.
 

Crosspost von MarkusHeidmeier.de. Foto: Markus Heidmeier

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