#German Angst

„Wir sind die Angsthasen“

von , 16.5.12

Viele der Unterzeichner, so Thierry Chervel im Perlentaucher-Blog, befassen sich nicht mit dem Netz, finden es aber vorsorglich blöd – wie Sibylle Lewitscharoff. Diese kulturkonservative Haltung zeige sich bei linken, liberalen und konservativen Autoren gleichermaßen.

„Es hat mit einem tief sitzenden Widerwillen zu tun. Die wenigsten Autoren, die den Aufruf unterzeichnet haben, sind bisher dadurch aufgefallen, dass sie sich mit dem Internet auseinandergesetzt haben. In dem Aufruf dominieren die Autoren, die Jahr für Jahr oder alle zwei Jahre ihr neues Buch bringen, die vom Betrieb in bewährter Weise getragen, von den Zeitungen rezensiert und von den Literaturhäusern eingeladen werden. Sie funktionieren nach einem Jahrzehnte alten verbürgten Modell.“

Doch Chervel weist auch darauf hin, dass die meisten Autoren schon längst nicht mehr vom Urheberrecht leben können:

„Die meisten der Autoren des Aufrufs leben vom Betrieb. Der Verkauf ihrer Bücher bringt ihnen allenfalls einen Anteil ihrer Einnahmen, der nur bei prominenten Autorinnen wie Charlotte Roche oder bei Daniel Kehlmann wirklich zum Eurostrom anschwillt. Meistens verkaufen die Autoren ein paar tausend Exemplare ihres neuen Buchs und leben von Stipendien, Preisen und Lesungen mit 500 bis 1.000 Euro Honorar pro Abend, je nach Rang im Betrieb und Positionierung der Kritik in der FAZ-Beilage. In Wahrheit leben sie bereits jetzt auch von der Kulturflatrate der in Deutschland fließenden Subventionen.“

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