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Wahlbörsen zum Ausgang der Bundestagswahl und eine Wahlprognose

von , 21.9.13

In einem Beitrag auf Google Plus weist Stephan Ewald auf die Ungenauigkeiten der Wahlforschung hin. Wir sind ja selten einer Meinung, hier jedoch teilt er meine Leidenschaft für die Schätzung der Wahlergebnisse durch Vorhersagemärkte.

Vorhersagemärkte sind ähnlich wie Börsen gestaltete Marktplätze, auf denen man Vorhersagen über das Ergebnis bestimmter zukünftiger Ereignisse handeln kann. Dabei können die Preise auf dem Markt als Wahrscheinlichkeitsschätzungen der Ergebnisse interpretiert werden. (Mehr Hintergrund z.B. in dieser Studie der Uni Arkansas, die zeigt, wie Prognosemärkte angewendet werden können.)

Gute Vorhersagemärkte benötigen insbesondere gute Anreiz- bzw. Belohnungssysteme, damit sie funktionieren.  Der bisher beste Marktplatz war Intrade, der aber infolge regulatorischer Einschränkungen in den USA dort nicht mehr auftreten darf und damit seine Geschäftsgrundlage verlor.

Für die Bundestagswahl in Deutschland verfolge ich seit einigen Wochen den Handel auf zwei Wahlbörsen. Mittlerweile habe ich noch die Prognosebörse des Handelsblatts, EIX, entdeckt und nehme die Wahlwette von Spiegel Online dazu. Deren Vorhersagen vergleiche ich in der folgenden Tabelle mit den jeweils aktuellen Vorhersagen von drei Meinungsforschungsinstituten. Dazu habe ich erstmals meine eigene Prognose erstellt.
 

Wahlprognose, Auswertung und Tabelle: Dirk Elsner

Wahlprognose, Auswertung und Tabelle: Dirk Elsner

 
Keine der hier aufgeführten Wahlbörsen kommt von den Bedingungen auch nur annähernd an den verflossenen Handelsplatz Intrade heran, so dass die Prognosen eher Spielcharakter haben oder sogar mehr oder weniger bewusst beeinflusst werden könnten. So sind die 14,1% für die AFD auf EIX sehr auffällig. Wer das, wie ich, für zu hoch hält, der hätte bei Intrade mit Leerverkäufen dagegen setzen können, und zwar mit beliebig hohen Summen. Wer eine Partei künstlich hätte oben halten wollen, hätte dafür sehr viel echtes Geld zahlen müssen.

 

Quellen für die jeweiligen Prognosen

 

Weiterer Hintergrund

Die Werte auf den Vorhersagemärkten, das zeigen Untersuchungen immer wieder, erweisen sich als aussagekräftigere Schätzwerte für die Wahrscheinlichkeit eines Ergebnisses als traditionelle Umfragen. Einer der ersten Prognosemärkte ist 1988 entstanden: der Iowa Electronic Market, der vor allem Forschungszwecken der Universität of Iowa dient.

Shiller nennt in seinem neuen Buch “Märkte für Menschen” weitere Prognosemärkte: Intrade.com, Lumenogic auf newsfutures.com oder die Foresight Exchange auf ideasphere.com.

Auf Intrade griff ich im Blick Log 4 Jahre lang zurück, leider ist diese Börse geschlossen. Weitere Vertiefung des Themas mit vielen Literaturhinweisen gibt es in dieser Beitragsreihe zum Social Forecasting:

 
Crosspost vom Blick Log

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