#informational overkill

Unordnung und Durcheinander: Informationsflut und Medientsunami

von , 16.6.13

Schon lange setzen wir uns nicht mehr mit unserer Familie im Halbkreis vor den Radioempfänger. Die grosse Samstagabendfernsehunterhaltung geniessen allenfalls einige Ältere gemeinsam. Die Kinder, die Enkel sind dann im Ausgang, vielleicht simsen sie, versenden Tweets oder sind im Internet aktiv. Jede und jeder kommuniziert auf ihre oder seine Weise. Ob nun das Internet mit seinen Suchmaschinen oder der Bahnhofskiosk: Jederzeit stehen uns zahllose Informationsangebote – lokal, national und global – individuell zur Verfügung. Wir bestimmen Nutzungs- wie Wiederholungszeitpunkte, wählen aus einem immer grösser werdenden Angebot aus. Medien, die Fenster zur Welt, erlauben uns zahllose Einblicke in unbekannte Räume (vgl. Lippmann 1920). Immer schneller werden Informationen verbreitet. Live sind wir auf dem Tahrir-Platz dabei. Normenkonflikte und Gewalt werden unmittelbar vor unseren Augen aus- und in unsere Gemeinschaften hineingetragen.

Während nicht einmal sechzig Jahren, seit das Fernsehen bei uns einzog und lange Zeit nur ein einziges Programm für uns bereithielt, hat sich alles verändert: Medienangebote rund um die Uhr und um den Globus. Wir können ständig selbst Medienangebote nutzen und partiell sogar Informationen verbreiten. Neben dem Internet nutzen viele Twitter und andere Social Media – mit steigender Tendenz. Das verfügbare Informations- wie Medienangebot hat sich einerseits massiv vervielfältigt, ausdifferenziert und spezialisiert und erlaubt Auswahlmöglichkeiten. Andererseits wird, mit Blick auf die Inhalte der Massenmedien, von Trivialisierung und Boulevardisierung und mit Blick auf die Nutzer von Desorientierung oder Vereinzelung gesprochen.

Die Medien- oder Informationsgesellschaft wird als Tsunami beschrieben – Informationsüberflutung und gesamtgesellschaftliche Orientierungsverluste. Von Ordnung keine Spur. Keine Ordnung?

Komplexitätszuwachs, Ausdifferenzierung, Spezialisierung und Individualisierung – das sind Schlüsselbegriffe der modernen Gesellschaftsentwicklung. Der soziale Wandel verläuft, auch aufgrund der Medialisierung, rasant. So rasant, dass wir den Überblick zu verlieren glauben. Ändert sich die Welt wirklich so rasch oder erwecken nur die Medien diesen Anschein? Verlieren wir den Überblick wegen oder trotz den Medien?

Kurz: Produzieren die Medien Durcheinander oder schaffen sie Ordnung?

 

Medienangebote als Ordnungsofferten

 

Synchronisation

So, wie in unserem Alltag alles in einem gewissen Trott, besser: in sicheren und geregelten Bahnen, verläuft, so ist auch das Leben von Unternehmen und von politischen Organisationen nach gewissen Regeln strukturiert. Wir streben nach Routinen. Routinen schaffen soziale Stabilität. Daran wirken die Medien mit. Vor allem die Massenmedien leisten einen Beitrag zur gesellschaftsweiten Synchronisation aufgrund ihrer intermediären Leistungserbringung und ihrer Erscheinungsrhythmen. Mit ihrer – letztlich seriell wie industriell geprägten – Produktionslogik geben sie den Takt bei der Informationsproduktion an, und sie legen zudem Publikationszeiten und Nutzungszeiträume fest.

Eine nicht mehr allein lokal oder regional bestimmte Gesellschaft wird durch ein hochkomplexes Mediensystem politisch, ökonomisch und kulturell wieder und wieder durch Themen zusammengebracht und im besten Falle gar integriert. Die Erscheinungsrhythmen – seien es die Zeitungen am Morgen oder die Fernsehnachrichten am Abend – sind uns bestens bekannt. Im Alltag haben wir Zeitfenster geschaffen, so für die Fernsehnachrichten in Form der «Tagesschau», die wir dann – zwar räumlich voneinander getrennt, aber durch festen Rhythmus – gemeinschaftlich rezipieren. Ruhe – Nachrichten! Habitualisierte Mediennutzung zwar, aber doch gemeinschaftsstiftend. Wir wissen so, was los, was wirklich wichtig ist.

Wichtiger aber ist: Wir erfahren teilhabend so auch, was die Mitbürgerinnen und -bürger auch wissen. Wir denken und empfinden im Rezeptionsprozess die anderen einfach mit (vgl. Hasebrink 2001: 59). «The structure of the shared external environment shapes neural responses and behavior. Some aspects of the environment are determined by the physical environment. Other aspects, however, are determined by a community of individuals, who together establish a shared set off rules (behaviors) that shape and constrain the perception and actions of each member of the group» (Hasson et al. 2012: 120). Konkret: Die «Tagesschau» führt uns zusammen.

Themen, Prioritäten und Positionen, rhythmisch getaktet und in den meisten Medien gleichermassen präsentiert, führen uns zusammen. Diese Zusammenführung machen sich all jene, die um unsere Aufmerksamkeit wie unsere Entscheidungen buhlen, zu Nutze: Sie wollen, sie müssen uns erreichen mit ihrer Werbung und ihren Themen. Kollektive Nutzungszeiten sind äusserst rar, die Prime Time ist kurz und umkämpft. Organisationen aller Art wissen um die wichtigen Nachrichtenkanäle, ihre Publikationsrhythmen und die Prime Time: Entscheide, Medienmitteilungen oder Pressekonferenzen werden auf diesen Zeitpunkt hin ausgerichtet. Es soll Wirkung erzielt werden. Die Ko-Produktion zwischen Medien und gesellschaftlichen Organisationen ist, wenn immer möglich, auf einen Prime-Time-Effekt ausgerichtet. Die Akteure wie die Nachrichtenmedien wollen ein möglichst grosses Publikum erreichen, sie wollen eine maximale Aufmerksamkeit erzielen (vgl. Franck 1998). Deshalb takten sie die wichtige Informationsproduktion und bestimmen die Publikationszeitpunkte – und die sind rar, die waren und bleiben ein knappes Gut.

 

Taktgebung

Taktlos zu sein – das ist ein schlimmer Vorwurf. Denn: Taktvolles Verhalten wird stets und überall erwartet. Dabei gibt es weder ein Schulfach oder gar ein Masterdiplom in diesem Fach. Und wenn wir beim Tanz oder beim Sprechen aus dem Takt kommen, so geraten wir, zumal wenn wir beobachtet werden oder einen Tanz beim ersten Rendezvous wagen, unter Stress wegen unseres Missgeschicks. Takt ist aber nicht nur ein Medium der Bewegungssynchronisation, sondern initiiert und steuert generell soziale Interaktionen, so auch Kommunikation.

Takt bezieht sich generell auf soziale Situationen und meint hier die Fähigkeit, eine Interaktion zu initiieren, aufrechtzuerhalten wie auch in einer Interaktion situativ adäquat handeln zu können. So gilt es, die Balance zwischen Nähe und Distanz bei einem Treffen zu wahren. Nähe und Distanz in einem sozialen Moment wie zu den Ereignissen – dabei helfen uns die Medien.

Mit Takt, vom lateinischen tactus stammend, wird auch auf «Gefühl» bzw. den «Gefühlssinn» abgezielt. Takt haben bedeutet dann nicht allein die Fähigkeit, zu einem jeweils angemessenen emotionalen Urteil zu gelangen, sondern im Prozess der Interaktion über ein adäquates evaluatives Gefühl zu verfügen. Adäquates evaluatives Gefühl in einer Interaktion: Das zeigt sich am richtigen Zeitpunkt, also beim Timing, für eine Äußerung, eine Handlung oder Unterlassung.

Es ist anzunehmen, dass auch griechische Begriffe in den Bedeutungsumfang von «Takt», so wie wir heute den Begriff auffassen, eingeflossen sind. Mit dem griechischen taxis wird «Anordnung» oder «Stellung» verbunden, es wird also auf eine Ordnung verwiesen. Der Takt schafft Ordnung.

Der Takt, in der Musik eine laut geschlagenen Einheit, gibt den Einsatzpunkt für Musiker oder Sänger an. Der Takt als Ordnungsprinzip verleiht dem Theaterspiel, einer Nachrichtensendung oder der Fernsehsendung «Arena» eine Struktur, die für Handelnde wie Rezipierende Berechenbarkeit und Erwartbarkeit schafft. Den Takt finden wir in kleinen Gruppen selbst heraus, doch in grösseren Sozialverbänden benötigen wir Gehilfen – Sprecher, Moderatoren oder Dirigenten. Beim Quartett vermag noch der Solist oder der Klavierspieler den Takt vorzugeben, aber beim grösseren Ensemble oder bei der Aufführung einer Oper bedarf das Orchester eines Dirigenten. «Hypotaktische Kommunikationsstrukturen» (Roch 2012: 51) in der Musik, die zur Rolle des Dirigenten führen, sind durchaus mit hochkomplexen sozialen Kommunikationsstrukturen zu vergleichen – auch sie benötigen eigenständige Rollenträger.

«Der Takt dient in der Moderne dazu, Selbstdarstellungen, kommunikative Beziehungen, emotionale Betroffenheiten und individuelle wie kollektive Entwicklungen zu ermöglichen» (Gödde/Zirfas 2012: 14). Der Takt dient der Synchronisation zur Verständigung. Wir benötigen den Takt, um uns aneinander orientieren zu können. Takt steuert sowohl das individuelle als auch das kollektive Informationsverhalten. Vor dem Hintergrund des Axioms, dass man nicht nicht kommunizieren kann (Watzlawick et al. 2011, zuerst: 1969), sind alle kommunikativen Situationen eben enorm taktbedürftig, und sie sind – vor allem in der interpersonellen Interaktion – sehr anfällig für Taktlosigkeiten. Erst «der Takt schafft die unverfügbaren Gründe für ein Verhalten, die in den jeweiligen, den Takt erforderlichen Situationen nicht gegeben sind» (Zirfas 2012: 183 f.). Taktgefühl bildet sich aus. Wir reproduzieren bei anderen beobachtete wie bereits einmal vollzogene Handlungen durch Nachahmung. Takt trägt also zum Gelingen einer Interaktion und somit auch von Kommunikation bei, selbst in der medial vermittelten Kommunikation.

Takt im Zusammenhang mit Medien meint die Auseinandersetzung des sich informierenden Menschen mit seinem eigenen Informationsverhalten. Informieren als ein bewusstes Prinzip der Selbstinformation, der Selbstaufklärung. In diesem Prozess thematisiert sich die Welt- wie auch die Selbstbezüglichkeit menschlichen Verhaltens. Ich informiere mich im Wissen um die Informationsoptionen wie um das reale Informationsverhalten meiner Mitmenschen. Dazu dienen mir die Medien, die die Themen bzw. Geschichten bieten, die gerade herumgereicht werden.

Mittels der Medien beobachten und evaluieren wir ständig die soziale Umwelt. Die Medien präsentieren Umweltbeobachtungen, eigene wie fremde. Die Medien repräsentieren dabei zugleich spezifische Beobachtungsstandorte bzw. -perspektiven. Und die Medien repräsentieren und inkludieren immer auch ein bestimmtes Publikum. Dieses «Mit-Publikums»
(Hartmann/Dohle 2005: 291) sind wir uns stets bewusst, und zwar in einer generellen Weise. So wissen wir etwas über die Grösse, um die Simultaneität und über die soziale Zusammensetzung der Mitnutzenden.

Dank unseres Medienkonsums erfahren wir also viel, wenngleich nur in einer generellen Weise, aber gerade das macht die Medien interessant. Wir erfahren nämlich viel, ohne grossen Aufwand und bei geringen Kosten. Denn: Mittels Medien beobachten wir die Absichten, Pläne, Ziele und Entscheidungen anderer – um selbst entscheiden zu können. Durch unsere Mediennutzung stellen wir unsere Ordnung, je nach Ziel und Zweck, her. Mittels der Mediennutzung werden wir zugleich in das mediale Gesamtsystem jeweils einbezogen.

Die Medien produzieren und setzen Themen zudem in einer rhythmischen Weise: Zunächst handeln sie mit den Akteuren die Themen aus. Dies geschieht zumeist nicht öffentlich. Sodann stellen sie die Ergebnisse dieser Aushandlungen öffentlich als Themen bereit. Die Taktgebung in beiden Prozessen ermöglicht Koorientierung. Die Medien ermöglichen durch ihren Takt sowohl im Prozess der Informationsgewinnung als auch im Moment der Informationsverbreitung ein jeweils aufeinander bezogenes Verhalten sowohl auf Seiten der Informationsproduzenten wie der potenziellen Informationsempfänger, der Rezipienten. Die medialen Produktions- und Publikationsrhythmen führen zu komplexen sozialen Arrangements von Koorientierung (vgl. Reinemann 2003). Durch den medialen Takt initiiert wird produziert und rezipiert, werden wir aufmerksam, halten wir inne, orientieren wir uns aneinander.

Durch den Takt schaffen die Medien nicht nur den Anlass für gemeinsam geteilte Aufmerksamkeit und Zuwendung, sondern sie schaffen damit zugleich auch den nötigen Abstand zu Ereignissen. Wir benötigen nämlich Distanz zu den Dingen. Wir können uns nicht stets mit allen Einzelheiten, zumal mit noch ungeklärten Sachverhalten, befassen. Das erledigen die Medien für uns, die bei den Angefragten auf Klarheit, so auf eine klare Mitteilung oder eine eindeutige Entscheidung, drängen. Sind sie dabei ohne Erfolg, so teilen sie dies nur zu gerne medial mit.

Medien schaffen Distanz. Wir erfahren zumeist nur das, was sich in einem längeren Aushandlungs- wie Prüfprozess zwischen gesellschaftlichen und journalistischen Akteuren durchsetzen konnte. Diese Distanzschaffung macht uns hin und wieder zu schaffen, zumal als Beteiligte an einem Vorgang sind wir überrascht über das, was dann in den Medien steht. Da sollen wir dabei gewesen sein?

Nähe und Distanz, hier zu Ereignissen, werden also auch in der technisch vermittelten Kommunikation erzeugt. Austarieren, mitteln, entzeitlichen, etwas in die richtige Ordnung bringen – das ist generell die Leistung intermediärer gesellschaftlicher Akteure, zu denen die Massenmedien zählen. Der Takt ist im Medienbereich kein formal geregeltes Prinzip, wohl aber hat sich eine soziale Praxis ausgebildet und institutionalisiert, die klare Normen und Regeln aufweist. Nur durch diese garantierte Regelmässigkeit ist es den Medien möglich, auch Überraschendes, Umstürzendes oder generell alles Unregelmässige vermitteln zu können. Takt als Beziehungsregulator ist also ein Mittel, um Kommunikation generell zu ermöglichen und zu befördern.

 

Selektion

Selektion ist – neben Taktgebung und Synchronisation – eine Kernleistung der Massenmedien. Selektion – das ist der zentrale Grund, weshalb Massenmedien als soziale Systeme in der Gesellschaft existieren und bleiben werden. Durch Selektion wird die überbordende soziale gesellschaftliche Komplexität – selbst jene, die durch Twitter angerichtet wird – reduziert. Dies schützt Individuen und soziale Systeme vor Überlastung (vgl. Luhmann 1984). Durch die Art der Fokussierung auf ausgewählte soziale Vorgänge werden Möglichkeiten für sinnhafte Handlungsorientierungen erst hergestellt.

Die Selektivität der Massenmedien ist ein von einer Redaktion gesteuerter Vorgang, der nicht sämtliche, sondern nur bestimmte, das heisst nach bekannten Kriterien ausgewählte Informationen aus der Umwelt wahrnimmt, bearbeitet und bereitstellt (vgl. Luhmann 1996). Selektion findet auch auf Seiten der Rezipienten statt, die sich nur bestimmten Medien, bestimmten Texten oder Sendungen und darin wiederum nur bestimmten Informationen zuwenden, diese verarbeiten – und dann behalten oder vergessen (vgl. Ruhrmann 1989). Selektion findet also an zwei Eckpunkten statt, und der Selektionsprozess erfolgt nicht blindlings, sondern im Wissen um die Erwartungen voneinander. Medien und Journalisten kennen ihr Publikum und die Rezipienten wissen, was sie von einer Zeitung, einer Sendung oder eben Roger Köppel zu erwarten haben. Im Grundsatz zumindest, aber das reicht.

Selektion ist ein uns gut bekanntes redaktionelles Programm. Wir wissen, wofür die «NZZ» steht, und wir gehen von einer bestimmten Themenauswahl wie -deutung aus. Das redaktionelle Programm ist so etwas wie eine Art von Versprechen, so in normativen Grundfragen wie im Blick auf das Themenspektrum. Medien liefern zwar tagtäglich unbekannte Informationen, aber insgesamt stets erwartbare Leistungen.

Die Zahl an Überraschungen ist klein, Formen der «zuverlässigen Überraschung» (Schönbach 2005: 347) überwiegen, sieht man einmal von der Live-Berichterstattung der elektronischen Medien ab. «Die Live-Berichterstattung elektronischer Medien birgt die Chance unzuverlässiger Überraschung stärker als die Information durch Printmedien, die die gleichen Ereignisse ja erst aufbereiten müssen und sie reflektieren können, weil sie ja nicht so aktuell sein müssen wie etwas Nachrichten im Radio. Durch das grössere Erscheinungsintervall sinkt der Überraschungswert, wächst die Zuverlässigkeit. Auch innerhalb eines Mediums, ja selbst eines Kanals, können wir das Überraschungspotenzial systematisch unterscheiden: Das der ‹FAZ› ist sicher höher als das des ‹Handelsblattes›, Vollprogramme bieten mehr Überraschung als Spartenkanäle» (Schönbach 2005: 350).

Redaktionelle Programme sorgen für zuverlässige Überraschungen. Redaktionelle Programme, auch publizistische Linie genannt (vgl. Löblich 2011: 425), sind sozial hilfreiche Konstruktionen, weil sie – betrachten wir ein ganzes Land – Informationsmärkte und somit einen Teil der öffentlichen Meinung konstituieren. Das ist die Hauptleistung der Print-, vor allem der Qualitätsprintmedien. In allen demokratischen Ländern der Welt finden sich, entstanden ohne Regulierung, linke oder konservative, wirtschaftsnahe oder wirtschaftskritische Qualitätsmedien. Qualitätsprintmedien positionieren sich entlang gesellschaftlicher Spannungslinien. Dies ermöglicht die rasche Beschaffung von relevanten Informationen und Deutungen entlang dieser gesellschaftlichen Cleavages oder der Disput- oder Diskurskonstellationen wie -koalitionen (vgl. Adam 2008). Die Informationsanbieter wissen, wo es für sie besonders relevant ist, mit Themen und Positionen vorzukommen. Es ist für den Wirtschaftsverband wichtiger, positiv in der «NZZ» beurteilt zu werden als im «Tagesanzeiger». Vor allem die Printmedien schaffen Informationsmärkte in Koproduktion mit gesellschaftlichen Organisationen, die sich repräsentiert sehen wollen. Und diese Koproduktion erfolgt in Koorientierung auf ein spezifisches Publikum (vgl. Lüter 2008).

Selektion als zentraler sozialer Mechanismus bei den Medien hat eine Doppelfunktion: Über die Storylines, die redaktionelle Linie bzw. das redaktionelle Programm erfolgt ein sowohl thematischer als auch normativer Einbezug eines Teils an Informationsproduzenten wie von Teilen der Rezipienten. Die «NZZ» hat eine Nähe zur Wirtschaft wie zum Freisinn und inkludiert damit eine bestimmte Population. Medien sind gesellschaftlich positioniert. Zugleich aber – und dies gewährleistet dann das Neue oder Überraschende – wählen Journalisten auf Basis eines allgemein und medienübergreifend gültigen Modus Nachrichten aus, indem sie als professionelle Rollenträger die Nachrichtenwerte beachten (vgl. Galtung/Ruge 1965; vgl. Schulz 2011). Es gibt eben Themen, die muss man bringen, auch wenn das mit Normvorstellungen kollidiert.

 

Nachrichtensystem und Nachrichtenwerte

Aus dem kleinen wie aus dem grossen Weltgeschehen muss ständig ausgewählt werden. Gibt es dafür Regeln? Ja, und die gelten sogar weltweit. Journalisten sind Gatekeeper. Sie wählen aufgrund eines redaktionellen Programms sowie ihrer beruflichen wie persönlichen Präferenzen Themen aus und deuten diese (Deutung bzw. Framing) (vgl. Entman 1993). Themen sind wie Geschichten, sie werden gemacht, gedeutet, also konstruiert und erzählt. Die Forschung fasst das Nachrichtensystem als ein globales System auf, als einen ganzheitlichen Wahrnehmungsapparat, der – trotz aller Individualität beim Auswählen – nach festen Gesetzmässigkeiten Stimuli selektioniert und transformiert. Zentrales Selektionskriterium für Journalisten wie Rezipienten sind die Nachrichtenfaktoren.

Nachrichtenfaktoren «spezifizieren, welche Merkmale des realen Geschehens einen hohen Nachrichtenwert und damit eine hohe Publikationswahrscheinlichkeit in den Massenmedien besitzen» (Hagen 2013: 241). Nachrichtenfaktoren sind Merkmale von Ereignissen, die den Nachrichtenwert ausmachen (vgl. Kepplinger 2011). Nachrichtenfaktoren wie Überraschung, Elitenbezug, Personalisierung oder Negativismus steigern die Wahrscheinlichkeit, mit der ein Ereignis zur Nachricht wird. Das kennen wir alle: Streit im Bundesrat wird zur Nachricht, die tagtäglich gelebte Kollegialität hingegen nicht. Ferner geben Nachrichtenfaktoren vor, welche Aspekte bei der Darstellung von den Journalisten akzentuiert werden. Nachrichtenwerte sind kognitive Schemata, die in Form einfacher Regeln festlegen, was wert ist, veröffentlicht zu werden (vgl. Eysenck/Keane 2010). Dabei orientiert sich die Auswahl an unseren Rezeptionserwartungen, denn wir wollen, auch wenn wir das am Sonntag gerne abstreiten, Streit, Abweichung und Konflikt betont wissen (vgl. Shoemaker et al. 2001). Die Rezeptionspsychologie des Nachrichtenpublikums beeinflusst also die Struktur der journalistischen Nachrichtenproduktion insgesamt und wirkt sich selbst auf einzelne Texte oder Beiträge aus. Die Nachrichtenwerte erweisen sich auch in der Online-Kommunikation als «kollektive Relevanzindikatoren» (Weber 2012: 222).

Nachrichten sind gleich aufgebaut: Durch den Lead, die Ansage oder Moderation werden wir in den Kontext eingeführt und das Wichtigste steht am Anfang eines Berichts. Und die Auswahl erfolgt nach einem einfachen Schema: wer, was, wann, wo, wie, warum und welche Quelle? Nachrichtenvermittlung geschieht in klar definierten Genres und ist hochgradig konventionalisiert. Dies führt weltweit zu gleichen journalistischen Praktiken und zu einer gewissen Homogenität der medialen Nachrichtenberichterstattung insgesamt. Homogenität mag man kritisieren, und es gibt an diesem Effekt berechtigte Kritik, aber was würden wir tun, wenn wir in allen Nachrichtensendungen jeweils völlig anderes erfahren würden?

Ereignisse verfügen über gewisse Merkmale und diese lösen eine einheitliche Berichterstattung, partiell sogar weltgesellschaftlich, aus. Nachrichten kann man als eine Form der rituellen Welterzählung begreifen (vgl. Hickethier 1997). Zumindest aus der Rezeptionsperspektive stellen Nachrichten eben nicht nur Informationen dar, sondern den Alltag strukturierende – da im Takt verbreitete –, ritualisierte Erzählungen. Aus der empirischen Forschung wissen wir, dass Informationen nur unvollständig, unzusammenhängend wahrgenommen, teilweise zudem falsch erinnert und vielfach rasch vergessen werden (vgl. Fürsich 1999). Dennoch baut sich ein Gefühl von Zugehörigkeit wie von Dabeisein und von In-der-Ordnung-sein auf.

 

Nachrichtensystem und Koorientierung

Zum Nachrichtensystem gehört auch, dass sich sowohl im Journalismus als auch bei den Rezipienten eine mediale Relevanzordnung etabliert hat, die gemeinsam geteilt wird. Gemeinsam geteilt: Sowohl in der interpersonalen, also der zwischenmenschlichen Kommunikation, wie auch in der technisch vermittelten Kommunikation sind Formen der Koorientierung auszumachen (vgl. Hanitzsch 2004). Wir orientieren uns an- und vergleichen uns miteinander. Nicht nur unsere eigenen Ein- und Vorstellungen beeinflussen also unseren Umgang mit einem Thema, sondern auch unsere Annahmen über die Wahrnehmungen anderer. Auswahl und Verarbeitung von Medieninhalten sind von deren sozialen Werten abhängig. Dient mir die Mitteilung für eine Entscheidung, weil ich sehe, wie sich andere verhalten oder verhalten könnten? Kann ich die Nachricht für ein Gespräch nutzen? Dient mir die Information dazu, meine Meinungsführerschaft in einem Gebiet gegenüber anderen zu betonen oder gar auszubauen? Dieses Interesse an den Anderen bedienen die Medien: Sie liefern durch die Publikation von Umfragedaten, Rankings, Hitparaden entsprechendes Material. Der Like-Button bei Facebook oder die Suchmaschine radikalisiert das noch: Wer hat viele Nennungen? Wer ist wichtiger, was weniger relevant?

Bei den Massenmedien gilt: Die Erwartung an den sozialen Wert steuert unsere Informationssuche und damit auch unsere Medienauswahl mit (vgl. dazu Sommer et al. 2012). Vor allem in Grenzsituationen, wenn es also wirklich um etwas geht oder wir etwas für sehr wichtig erachten, wählen wir jene Medien aus, die als besonders relevant, als objektiv wie besonders glaubwürdig gelten. Selbst die Nichtnutzer beispielsweise einer Qualitätszeitung wissen, wenn man sie fragt, um die besondere Relevanz, um die Qualität wie die Glaubwürdigkeit eben dieser Zeitung, auch dann, wenn sie alltäglich andere Medien nutzen. Es ist faszinierend: Es gibt eine soziale Ordnung, eine Art Medien-Hierarchie in Form einer Pyramide, die die Bürger wahrnehmen

Gleiches finden wir bei den Journalisten vor, die sich bei der Wahl von Themen und bei der Interpretation von Sachverhalten gerne und ausgiebig an den Kollegen, aber eben an bestimmten Kollegen, orientieren. Dabei schauen sie auch – um im Bild der Pyramide zu bleiben – nach oben: Man orientiert sich an den Themen, Deutungen und Kommentaren der Kollegen aus den Qualitätsmedien. Journalisten nutzen eben besonders stark – andere – Medien, denen auch deshalb die Funktion von Leitmedien zugeschrieben wird (vgl. Jarren/Vogel 2009). Der soziale Status von Medien ist also nicht nur den Rezipienten bewusst, sondern auch den Journalisten. Und es kommen triviale Gründen für diese Kollegen- und Koorientierung im Journalismus hinzu: Man will wissen, was die Konkurrenz macht, natürlich auch in der Absicht, es besser zu machen oder sich abzugrenzen. Unsicherheiten bei der Themenauswahl und Aufmachung wie Zeitdruck führen zudem dazu, dass die Kollegenorientierung in einigen – ressourcenschwachen – Redaktionen sehr ausgeprägt ist. Zudem ist man auf der sicheren Seite, wenn man bei jenen etwas abschaut, die nach gleichen Regeln arbeiten und auf deren Arbeit man hofft sich verlassen zu können.

Diese ausgeprägte Koorientierung im Journalismus führt zu einem intermedialen Agenda-Setting, also zu einer Übernahme von Themen und Deutungen aus den Leit- oder Prestigemedien in die – hierarchisch gesehen – Folgemedien (vgl. dazu grundlegend McCombs/Shaw 1972; vgl. Gilbert/Eymal/McCombs/Nicholas 1980). Wir nehmen das als Doublette, als Wiederholung, als more of the same wahr – wenn es uns denn auffällt (vgl. Reinemann/Huismann 2007). Insgesamt aber führt das zu einem relativ konsonanten Bild bei den Nachrichten. Homogenität und Konsonanz mag man beklagen, aber wir müssen andererseits auch an die Bewältigung unseres Alltags denken, der ja nicht allein mit der Notwendigkeit der ständigen Beschaffung von Informationen gefüllt werden kann. Wir müssen uns rasch und sicher informieren können, um entscheidungsfähig und somit sozial handlungsfähig zu sein.

Das Nachrichtensystem liefert schon Neues; dies aber in einer klar strukturierten, getakteten und erwartbaren Weise. Es inkludiert uns, es ermöglicht uns grundsätzlich Teilhabe, aber es reduziert die soziale Komplexität. Im Normalfall bzw. in der normalen Alltagssituation ist das ausreichend. In persönlichen wie gesamtgesellschaftlichen Grenzsituationen müssen wir aber selbst aktiv werden, und wir verlassen dann – aber nur dann, denn eigentlich sind wir Couch Potatos und unser Medien- wie Kanalrepertoire ist eher gering – unsere Routinen. Durch die Wahl anderer Anbieter wie durch die gezielte Vertiefung können wir uns neu orientieren. Diese Möglichkeit setzt ein insgesamt vielfältiges Nachrichten- und somit auch ein differenziertes gesellschaftliches Medien- und Kommunikationssystem im Sinne einer offenen, verfügbaren und zugänglichen Infrastruktur voraus – und das ist nicht zum Nulltarif zu haben.

 

Formatierung

Die Zeiten für eine ausführliche Zeitungslektüre, gar für lange Texte oder die wiederholte Nutzung eines Fernsehbeitrags, die sind im Alltag seltener geworden. Viele Medienangebote konkurrieren um unsere knappe Aufmerksamkeitszeit. Zuerst bei Radio- und Fernsehprogrammen und nun auch in der Presse haben sich deshalb Formate durchgesetzt. Die Durchstrukturierung eines Programms oder die Formatierung einer Zeitung, die Nutzung von Farben wie Farbleitsystemen, soll zur optimalen Erreichung einer Zielgruppe und raschen Erschliessung gesuchter Bereiche beitragen, aus werbe- wie aufmerksamkeitsökonomischen Gründen. Dranbleiben heisst das Motto – Überblättern, Wegzappen und Umschalten sollen vermieden werden. Erkennbarkeit, Wiedererkennbarkeit, Führung des Rezipienten durch Texte und Programme wurde mehr und mehr zu einer zentralen publizistischen Aufgabe.

Durch Titelbezeichnung und Untertitel werden wir angesprochen und abgeholt. Durch Bundstruktur oder Heftaufbau bei Printmedien oder durch klare Programm- und Sendeschemata werden wir geführt. Durch Jingles bei Radio und Fernsehen sowie durch die klare Gestaltung von Websites bilden sich Schemata, die uns die rasche und gezielte Beschaffung und Auswahl von Informationen erleichtern. Genres wie Textsorten sind uns bekannt, und wir wissen, was uns bei einem Kommentar erwartet – eben kein objektiver, ausgewogener Bericht über einen Tatbestand. Durch das Layout, die Wahl von Farben, Logos wie grafischen Elementen oder die Wahl der Schrift, die Festlegung von Plätzen für Bilder, Kommentare und so weiter wird uns das Gesamtangebot auffindbar und erwartbar gemacht.

Auffindbar machen, Orientierung bieten: So gehören zu den klassischen bzw. traditionellen Medien bei der formalen Gestaltung Kontinuität und Dauerhaftigkeit. Das verleiht ihnen einen zuverlässigen, seriösen und professionellen Anspruch. Medien kommen bekannt gestaltet daher. Das hat etwas «Bequemes, Praktisches, Beruhigendes: Die Auswahl und Bearbeitung von Information und Unterhaltung wird in die Hände von Experten gelegt und erspart damit kostbare Zeit» (Schönbach 2005: 349).

Es ist faszinierend, dass sich gewisse Formate weltweit etabliert haben und dass wir in der Lage sind, überall rasch den Nachrichtenkanal zu finden oder zur Qualitäts- statt zur Boulevardzeitung zu greifen. Formate schaffen Ordnung, die Formatierung ermöglicht Auf- und Wiederfindbarkeit.

 

Meta-Kommunikation

«Kommunikationsprozesse lassen sich nur dann als Episoden beobachten, wenn der Beginn eines Kommunikationszusammenhangs ausdrücklich ausgewiesen und markiert wird» (Hartig-Perschke 2006: 244). Akteure wollen sichtbar sein mit ihren Themen. Deshalb treiben die an bestimmten Themen interessierten Akteure die Koproduktion mit den Redaktionen der Medien voran, so indem sie Themen anbieten, Ereignisse für die Medienberichterstattung inszenieren und vor allem beständig auf vormals geäusserte Mitteilungen in den Medien explizit wie implizit Bezug nehmen (referenzieren). Das Generieren von Bezügen wie von Meta-Aussagen über vorausgegangene Mitteilungen wirkt als Motor der Kommunikation. Und am beständigen Fortgang der Dinge (in Form von Anschlusskommunikation) haben die Medien ein eigenes, auch ökonomisches, Interesse. Und sie stehen, unter Viel-Kanal-Bedingungen, unter Druck.

Die Konkurrenz der vielen Medien um Aufmerksamkeit, Zuwendung und Bindung wird immer grösser. Medien werben deshalb immer mehr, so durch Plakate, Verteilaktionen, Kinospots usw. um uns. Das tun zwar auch andere Branchen, die Medien aber tun dies durch besondere Formen. Sie bieten Veranstaltungen an, ihre Mitarbeiter agieren als Moderatoren oder durch «Medienpartnerschaften» wirken sie sogar als Mitveranstalter. Selbst in den Medien wird heute aufmerksamkeitsheischend agiert: Medien beziehen sich in der Berichterstattung auf andere Medien wie auch auf sich selbst (vgl. Esser 2008). Durch die Selbstbezüglichkeit sollen die eigene Leistung betont und die eigene Position gesteigert werden. Durch Namenszeilen, durch Fotos neben Texten, durch Sprecher und Moderatoren betreiben sie Formen der Personalisierung. Bei manchen Moderatoren wird das zum Kult entwickelt. Diese Sprecherin oder jener Moderator steht für Qualität und Glaubwürdigkeit oder für Spass und Witz zur frühen Morgenstunde. Wir sollen uns an ihnen freuen oder ärgern – Hauptsache, wir sind dabei.

Manche dieser Personen wird so zu unserem Alltagsbegleiter, zu unserem Haushaltsgast, und wenn erst einmal Vertrauen herrscht, so erhalten deren persönliche Voten autoritative Qualität. Stars unter den Moderatoren sind manchmal glaubwürdiger als das Unternehmen, für das sie arbeiten. Durch diese metakommunikativen Angebote positionieren sich Medien, und im Endeffekt haben wir eine Art von Entscheidungshaushaltshilfe oder gut bekannten wie vertrauten Gast bei uns zu Hause. Auf dass sie uns helfen, Ordnung im Informationsdschungel zu halten.

 

Medienorganisationen als Ordnungspartner

 

Medienorganisationen als Intermediäre

Die Ordnung der Vorsehung, vielfach als die natürliche Ordnung – als die ordre naturel – bezeichnet, soll für das Glück der Menschen verantwortlich sein. Auf die Vorsehung scheinen wir uns aber immer weniger verlassen zu wollen. Wir nehmen die Dinge lieber selbst an die Hand. Für uns moderne Zeitgenossen, die wir hoch arbeitsteilig, zielgerichtet und äusserst mobil unterwegs sind, prägen die auf Dauer gestellten sozialen Systemen unser Leben: Organisationen. Die schaffen wir uns unermüdlich selbst. Von der Krippe bis zum Seniorenwohnprojekt – alles Organisationen. Auf Dauer gestellt, in jedem Bereich wiederum hoch differenziert und spezialisiert, verheißen sie uns Alltagsentlastung und Hoffnung auf Problemlösungen. Organisationen entlasten uns in der Tat, aber sie wirken zugleich als sozialer Zwang – Stichwort: Bürokratie oder Mitmachverpflichtung – wieder auf uns zurück.

Presse, Radio und Fernsehen sind, und das unterscheidet sie konstitutiv vom Internet, Organisationen. Organisationen sind bewusst geschaffene und auf Dauer gestellte soziale Einrichtungen. In ihnen wird arbeitsteilig agiert, es bilden sich Handlungsbereiche und entsprechende Rollenträger heraus. Im Bereich der Medien, der Publizistik, wird klar zwischen Management und Redaktion unterschieden, die Rollen sind ebenso verteilt wie die Zuständigkeiten. Zwar verfolgen Medienorganisationen ökonomische Ziele, aber zur Erhaltung des Publikumsmarkts müssen sie die ökonomischen Aufgaben vom Journalismus trennen. Für Werbung und PR möchten wir – zumindest wenn erkennbar – nicht bezahlen. Wir erwarten eine unabhängige journalistische Produktion. Diese Trennung bei Medienorganisationen, vielfach fragil, gehört zum konstitutiven Element der Publizistik, und sie wird laufend ausgeflaggt. Nur so kann Vertrauen begründet werden. Und nur dort, das zeigen alle empirischen Studien, wo diese Trennung als sicher angenommen wird, besteht Zuwendungs- und Zahlungsbereitschaft. Die innere Verfasstheit der Medien, dieses spezifische innere Ordnungsgefüge, ist uns wichtig.

Über lange Zeit waren die Medien zugleich mit anderen Intermediären, wie den Parteien oder den Kirchen, unmittelbar verbunden (vgl. Rucht 1991). Auch wenn die heutigen Medien mehr und mehr zu weltanschaulich neutralen Forumsmedien geworden sind, so sind sie dennoch nicht norm- oder standpunktlos. Sie sind in der Gesellschaft verankert, streben soziale Inklusion an, wollen hohe Reichweiten erzielen, notfalls verzichten sie dann sogar auf Entgelte von den Rezipienten. Sie repräsentieren gewisse gesellschaftliche Positionen und Linien – manchmal arg opportunistisch, zudem vielfach wechselhaft. Aber in ihren Inhalten, die sie entlang publizistischer Grundsätze und redaktioneller Linien aufbereiten, können wir ihre Ausrichtung wie gesellschaftliche Erdung erkennen.

Medien repräsentieren gesellschaftliche Interessen und Gruppen, indem sie vor allem und vorrangig deren Themen präsentieren. Dafür erhalten sie von ihren jeweiligen gesellschaftlichen Partnern finanziell wie ideell Unterstützung und unsere geneigte oder weniger geneigte Aufmerksamkeit. Und auch der Gesetzgeber hat diese besondere Leistung der Medien, eine öffentliche Aufgabe wahrzunehmen, bekanntlich anerkannt und mit gewissen Privilegien versehen. Nur zu gerne berufen sich die Medien auf diesen öffentlichen Auftrag, zumal dann, wenn es Kritik gibt.

Medienorganisationen sind besondere Organisationen: Sie begreifen sich – neben allem Geschäftlichen – als gesellschaftliche Vermittler, als Intermediäre mit einem öffentlichen Mandat. Und sie betonen dies – öffentlich. Medien wollen vermitteln – bestimmte Themen, bestimmte normative Standpunkte. Dies unterscheidet publizistische Medien von Social Media-Anbietern, die Themen, Meinungen, Beobachtungen und andere Dinge nur verbreiten lassen. Publizistische Medien markieren ein spezifisches Vermittlungsinteresse – und eben nicht ein beliebiges wie Suchmaschinen. Dazu gehört die Ausbildung einer bestimmten Organisation mit besonderen sozialen (Beobachtungs- wie Selektions-)Praktiken (vgl. Altmeppen 2006).

 

Medien als intersystemischer Organisationstyp

Medien verstehen und positionieren sich als Intermediäre, sie verfolgen explizit einen Vermittlungsanspruch, und sie tun dies durch die Ausbildung eines bestimmten Organisationstyps: Intermediäre Organisation. Dieser Organisationstyp ist charakterisiert durch eine «systematische Verquickung von Gruppeninteressen, öffentlichen Aufgaben und Formen der bürokratischen oder auch ökonomischen Programmimplementation» (Bode/Brose 2001: 120).

Medienorganisationen weisen, wie übrigens auch Pensionskassen, bestimmte Formen der gesellschaftlichen Beteiligung auf. Dieser Organisationstyp erbringt gesellschaftlich erwünschte Leistungen, die aber nicht genau qualifiziert – geschweige denn zuverlässig evaluiert – werden können. Die Notwendigkeit und Existenz dieser Organisationen wird aber, trotz diesem offenkundigen Leistungs- und Qualitätsproblem, von den Konsumenten bzw. Rezipienten nicht wirklich bestritten. Medien wie Pensionskassen vermitteln uns eine gewisse Hoffnung auf eine sichere Zukunft. Immerhin, mehr aber nicht. Auf die Beiträge der Medien und das Beitragsprimat bei der Pensionskasse müssen wir uns verlassen.

Medien als intersystemische Organisationen verfügen über drei Merkmale:

  • Sie weisen eine hybride Struktur auf, das heisst sie sind durch keinen inklusiven Organisationszusammenhang konstituiert, sondern sie sind in ihrer internen Organisation durch Netzwerkstrukturen gekennzeichnet,
  • an sie werden universalistische Leistungserwartungen herangetragen, deren Erfüllung – auch in qualitativer Hinsicht – nur schwer überprüft werden kann,
  • sie weisen intermediären Charakter auf, das heisst, von ihnen wird eine vermittelnde Leistung im öffentlichen Auftrag erwartet und sie übernehmen diese Aufgabe (vgl. Jarren 2008).

Die intersystemische Organisation der Massenmedien macht es möglich, dass dieser Organisationstyp mit höchst unterschiedlichen Akteuren aus allen Gesellschaftssystemen in Verbindung treten kann. Deshalb differenzieren sich Medienorganisationen aus, so in einem ökonomischen und in einen – davon bewusst unabhängigen – journalistischen Teil. Die Leistungserbringung wird also bewusst differenziert vollzogen. Die interne Struktur ist komplex, wenn Journalismus ermöglicht und als eigener Leistungsbereich ausgebildet wird. Der Journalismus steht potenziell mit Organisationen, Akteuren wie Individuen aus allen gesellschaftlichen Systemen in Austauschbeziehungen und ist insoweit hochgradig responsiv. Es gibt nicht viele Organisationen, die sich systematisch so aufstellen.

Medien sind deshalb inmitten der Gesellschaft. Die Leistungen, die von Massenmedien als intersystemische Organisationen erbracht werden, sind immer von unterschiedlichen Akteursgruppen abhängig, und sie werden von zahlreichen Gruppen der Gesellschaft beeinflusst und kontrolliert. Diese Mitbeteiligung und Mitkontrolle durch Dritte – bei der Presse anders als beim öffentlichen Rundfunk institutionalisiert und je nach Organisationstyp unterschiedlich ausgeprägt – hat zur Folge, dass die publizistische Produktion als ein öffentlicher Vorgang aufgefasst wird. Entsprechend differenzieren die Medienorganisationen aus: So werden im redaktionellen Bereich Herausgeberrollen definiert, publizistische Beiräte eingerichtet, man bedient sich externer Autoren, lässt Rezipienten zu Wort kommen.

Der Journalismus vertritt die Positionen und Interessen bestimmter gesellschaftlicher Akteure oder kommentiert – neben der vielfach heute verfolgten neutralen Beobachterrolle – im Sinne bestimmter Ziele wie Gruppen. Medien wie Journalismus vertreten damit explizit oder implizit bestimmte gesellschaftliche Positionen über Themen, deren Deutung oder durch Formen der Kommentierung.

Und durch die journalistische Arbeit selbst, so bei der Recherche oder der Wiedergabe von Positionen wie Personen, werden unterschiedlichste gesellschaftliche Akteure einbezogen. Sie erhalten durch Bild oder Foto Gesicht oder man verleiht ihnen durch Zitate wie O-Ton Stimme. Zwar kommen normale Bürgerinnen und Bürger zumeist entpersönlicht und eher als Gewinner eines Preises, aufgrund eines Jubiläums, als Unfallopfer oder in Form einer Gruppe vor, aber der Einbezug ist für die Medien wichtig – sie legitimieren sich dadurch.

 

Medieninstitutionen als Ordnungsgaranten

Produzieren die Medien Durcheinander oder schaffen sie Ordnung? So lautete die Eingangsfrage. Nach den Darlegungen scheint die Antwort klar: Die Medien der Gesellschaft schaffen Ordnung. Medien mit einem intermediären Anspruch

  • bilden spezifische Organisationen aus, die auf Dauer gestellt sind,
  • institutionalisieren den Journalismus, der Themen in einer spezifischen, regelgeleiteten Weise generiert,
  • initiieren durch Taktung sowie durch gesellschaftsweit bekannte Produktions- wie Rezeptionsrhythmen kommunikativen Austausch,
  • synchronisieren sowohl durch ihre Bereitstellungsqualitäten wie durch ihr thematisches Angebot die Gesellschaft in sozialer, zeitlicher und sachlicher Hinsicht, und sie
  • erzeugen dadurch Erwartungssicherheit, die gesellschaftliche Koorientierung ermöglicht.

Medien in diesem Sinne haben sich als ein soziales System institutionalisiert, das zur Bewältigung der gesellschaftlichen Information und Kommunikation massgeblich beiträgt und menschliches Verhalten bestimmt. Medien sind Organisationen und eben auch Institutionen. Es hat sich eine spezifische institutionelle Medienstruktur ausgebildet. Diese besteht – in einem allgemeinen Verständnis – aus einer Gesamtheit an «formellen wie der informellen Regeln und kulturellen Werte, die die Grundlage für die Handlungskoordination der Akteure und die Grenze zwischen legitimen und nicht-legitimen Handlungen bilden» (Hartmut Esser 1996: 437). Medien dienen der Sozialregulation der Gesellschaft: Durch Regeln und Normen, so bezüglich Taktgebung, Selektion usw., wird der gesellschaftliche Austausch ermöglicht, stabilisiert und es werden Interaktionen möglich. Soziale Strukturbildung also als ein Resultat «der kommunikativ vermittelten, wechselseitigen Konditionierung von Erwartungen» (Hartig-Perschke 2006: 230). Soziale Strukturen als Erwartungsstrukturen. Hier kommt den Medien, als Organisationen in der Gesellschaft dauerpräsent, eine besondere Bedeutung zu.

Medien kann man als «komplexe institutionalisierte Systeme um organisierte Kommunikationskanäle von spezifischem Leistungsvermögen» (Saxer 1999: 6) fassen (vgl. Donges 2006). So unterscheiden sich die Medien nicht nur wegen ihres Leistungsvermögens aufgrund technischer Eigenschaften, sondern auch bezüglich der Publikationsnormen. So gilt: Ein Zitat für ein Pressemedium muss vor der Publikation zur Kenntnis gebracht werden, der für die Sendung vorgesehene Ausschnitt aus einem Fernsehinterview hingegen nicht. Text ist relevant, denn man besitzt ihn – schwarz auf weiss. Das Fernsehen mag mehr Leute erreichen im Moment, es ist aber – trotz allen Speichermöglichkeiten – flüchtiger. Und es war ja nur ein gesprochenes Wort. Es gibt also bestimmte Normen und Regeln, die nur für die Presse, und andere, die im Arbeitsalltag nur für elektronische Medien gelten. Doch sind diese Regeln bekannt und gemeinhin, wenngleich in Einzelfällen umstritten, auch anerkannt.

Medien haben als Institutionen gesellschaftliche Anerkennung gefunden, was sich im Begriff der «Mediengesellschaft» (vgl. zusammenfassend Imhof 2006) manifestiert. Die Massenmedien der Gesellschaft sind so etwas wie Ordnungsgaranten für die gesellschaftliche Kommunikation geworden, indem sie ihre Regeln und Normen durchgesetzt haben. Diese Ordnung, wie auch die Medienordnung moderner westlicher Gesellschaft insgesamt, basiert dabei stärker auf Konventionen als auf Recht. Zweckerwägungen und Tradition geben dieser Ordnung heute ihre Bedeutung, aber dennoch nur eine relative Stabilität. Es ist tatsächlich, wie sich an den derzeit häufenden Norm- und Regelkonflikten rund um das Internet, um Social-Media-Anbieter wie -Angeboten zeigt, eine relative Stabilität. Die Ordnung der traditionellen Massenmedien wird gestört – weil sie nicht mehr allein Rhythmus, Takt, Themen und Deutung definieren. Die Zulieferung in die Haushalte durch den professionellen Journalismus der Medien erweitert sich durch die Selbstbeschaffungsmöglichkeiten, so durch Suchmaschinen wie Google, für den Einzelnen. Neben die massenmedialen, getakteten Push-Angebote treten Möglichkeiten der Selbstinformation in Form der Nutzung von Internetangeboten (vgl. auch Schönbach 2005: 344). Push-Angebote werden durch Pull-Optionen ergänzt. Neben die professionellen journalistischen Beiträge treten Blogs, Mitteilungen von Akteuren wie auch von Laien.

Die etablierte Ordnung ist gestört: Noch ist nicht erkennbar, ob und was sich wie zu institutionalisieren vermag. Deshalb ist die traditionelle Medienbranche irritiert. Erwartbar sind zwei Dinge: Unser etabliertes, komplexes Mediensystem wird sich weiter aus- und binnendifferenzieren. Es wird sich aufgrund der technologischen Möglichkeiten zu einem Medien-, Informations- und Kommunikationssystem mit höchst unterschiedlichen Push- wie Pull-Elementen transformieren. Damit werden sich weitere, vor allem neue Regeln und Normen entwickeln. Der Transformationsprozess wird sich nicht ohne Normkonflikte vollziehen, wie wir sie bereits heute haben – vom Persönlichkeitsrecht über den Datenschutz bis hin zu Urheberrechts- wie Leistungsschutzfragen.

Diese Regelungsdiskurse sind nötig, wenn eine legitime soziale Ordnung entstehen soll. Neu aber ist, dass es wohl weniger eine politisch-rechtliche Ordnung sein wird, sondern eine stärker zivilgesellschaftliche Ordnung, auch was die Beteiligung der Akteure anbetrifft. Erwartbar ist auch, dass die bislang vorherrschende nationalstaatlich wie hierarchisch-elitistische Ordnung der Massenmedien durch eine eher heterarchisch-dynamische Kommunikationsordnung bottom up ersetzt werden wird. Diese Ordnung entspricht einem stärker auf unmittelbare Beteiligung und die Übernahme von Verantwortung durch den Einzelnen geprägten Kommunikationssystem. Die Medien- und Kommunikationsordnung der Zukunft liegt – in Form des iPhones wie der Maus – wohl in unser aller Händen. Neu gestalten wir die Ordnung stärker mit, so durch unser aktives Mitmachen oder Unterlassen sowie durch unser Nutzungsverhalten. Die Ordnung der Medien wie auch die Qualitäten der Angebote lagen schon immer, liegen nun aber verstärkt, in unseren Händen. Und weil dem so ist, werden wir Ordnung schaffen – müssen.

 
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Danksagung

Ich bedanke mich sehr herzlich für vielfältige inhaltliche wie administrative Unterstützungen im Rahmen des Vorhabens bei Dr. Ulrike Klinger und lic. phil. Samuel Studer, IPMZ – Institut für Publizistikwissenschaft und Medienforschung der Universität Zürich.

Hinweise auf spezifische Forschungsarbeiten gaben mir Prof. Dr. Martin Meyer, Psychologisches Institut, und Prof. Dr. Heinz Bonfadelli, Prof. Dr. Frank Esser sowie Prof. Dr. Werner Wirth, alle IPMZ, der Universität Zürich.

Dank gebührt zudem Nadine Pfeiffer, die Aufgaben bei der Literaturrecherche wie -beschaffung zuverlässig übernommen hat.

Die Erstellung dieser Schrift lag in den bewährten Händen von Marianne Mathys und Roger Nickl, Abteilung Kommunikation, Universität Zürich. Ich bedanke mich für Anregungen und für die engagierte und zuverlässige Unterstützung des Gesamtprojekts.

Der Fotograf Michel van Grondel übernahm es, mit seinen Bildern das Thema «Ordnung durch Medien?» zu erzählen. Ihm danke ich sehr herzlich für seinen Beitrag für diese Publikation.

Dank gebührt zudem der Leiterin der Multimediaproduktion, Daniela Isch, mit dem Team Stephanie Lippert van Grondel und Thomas Glauninger, Abteilung Multimedia & E-Learning Services, Universität Zürich. Sie haben Drehbuch, Design und Illustration für den mündlichen Vortrag massgeblich geprägt. Sie haben den Autor gelehrt, nicht nur in Texten zu denken und ihn zugleich zu einer raschen Erarbeitung der Grundlagen für den Anlass angehalten.
 

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