#Journalismus

Tot, töter, am tötesten

von , 20.6.12

Soeben wurde der Bildzeitung zu Recht vorgeworfen, eine Falschmeldung über den Tod einer jungen Frau verbreitet zu haben. Wieder wollte ein ehrgeiziges Medium das Schnellste sein und vergaß darüber die Prüfung der Fakten.

Auch bei Twitter fällt auf, dass Nutzer von Todesmeldungen magisch angezogen werden. Es scheint der eigenen Person Bedeutung zu verleihen, wenn man den Followern das Ableben eines Prominenten „melden“ kann – gern auch mit “R.I.P.”, Beileidsbekundungen und Emoticons versehen. Manche Twitterer verbreiten Todesnachrichten, als wären sie die eigentlichen Überbringer der Nachricht, nicht bloß Gerüchte-Flüsterer, die ihr „Hast du schon gehört?“ ins Internet pusten müssen. Sie verbreiten „Meldungen“, ohne zu prüfen, ob auch stimmt, was sie irgendwo gehört oder gelesen haben. Ist es überhaupt sinnvoll, etwas zu melden, was – im Zweifelsfall –  sowieso in der Tagesschau kommt?

Auch die Twitter-Accounts der professionellen „Breaking News“-Medien können unter dem Druck des Internets kaum noch das Wasser halten. Seit Tagen taucht Hosni Mubaraks Tod in ihren Timelines auf. Tot, klinisch tot, im Koma – egal. Gestern kurz vor Mitternacht twitterte Frank Schirrmacher Mubaraks Tod unter Berufung auf CNN. Wozu? Sitzen all diese Melder am Krankenbett des Pharao und fühlen ihm den Puls?

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