Anhörung im Kulturausschuss: “Es ist ein Mythos, dass sich mit Online-Journalismus kein Geld verdienen lässt”
Live-Blog zur heutigen Anhörung im Kulturausschuss des Bundestags zur “Zukunft des Qualitätsjournalismus” – mit Fazit.
Bad Bank = Bad Journalismus
Wer die Berichte – oder besser: die Nichtberichte – über die Milliarden-Transaktion von der Problembank Hypo Real Estate zur Bad Bank verfolgt hat, kommt aus dem Staunen nicht heraus. Man fragt sich: Was vermitteln die Medien eigentlich über die größte Finanztransaktion in der deutschen Geschichte?
Precht: „Die Gesellschaft braucht das Privatfernsehen nicht“
Richard David Precht sieht den “Gesundschrumpfungsprozess bei den privaten TV-Anbietern mit einem gewissen Vergnügen”, bestimmte Zeitungen hält er jedoch für systemrelevant. Im Interview spricht er über moralische, wertvolle Medien, ihre pädagogische Verantwortung gegenüber der Gesellschaft und die Medienkompetenz von ‘Konsumkindern’.
Imhof über Online-Journalismus: “Wir haben ein veritables Systemproblem”
Fluten billiger Softnews, Episodisches statt Einordnung, sinkende Ressourcen – für den Schweizer Qualitätsforscher Kurt Imhof liegt der Niedergang des Journalismus in der “Gratiskultur”. Um den “Medienpopulismus” einzudämmen, fordert er zentrale Arenen des Informationsjournalismus auch im Netz – und zeigt sich so als Traditionalist der massenmedialen Ordnung.
Die Beobachtung der Beobachter: Journalismus braucht professionelle Qualitätsforschung
Auch hierzulande werden Studien gebraucht, die den „Qualitätszerfall der Informationsmedien“ transparent machen. In der Schweiz wurde damit nun angefangen.
Leistungssschutzrecht: Fragwürdiger Schutz vor der Medienevolution
Mit Online-Journalismus kann man kein Geld verdienen? Eine quantitative Analyse zeigt die hohe Redundanz klassischer Medienveröffentlichungen im Internet. Statt die volkswirtschaftlich gebotene Konsolidierung und Evolution der Geschäftsmodelle zu gestalten, hoffen die Presseverlage auf eine “Zwangsvermarktung” ihrer Inhalte durch das Leistungsschutzrecht.
„Qualitätsjournalismus“: Systemkrise des elitären publizistischen Führungsanspruchs
Das Unwort vom Qualitätsjournalismus lässt sich als Muffe zwischen Ideologien und Interessen begreifen. In der Systemkrise klammert sich der Journalismus an dieses Bollwerk.
Journalismus: Ein gefährdetes „Ökosystem“
Ein Viertel der Zeitungsredakteure und Journalisten wurde in den letzten 3 Jahren in den USA eingespart – das bedeutet Existenzgefährdung für ein ganzes “Ökosystem” voneinander abhängiger Redaktionen. Jetzt müssen Verlage die Leser davon überzeugen, dass journalistische Qualität und Unabhängigkeit auf Dauer nicht gratis zu haben sind.
Wirtschaftsjournalismus in der Krise: Ahnungslos, orientierungslos, überfordert
Der Wirtschaftsjournalismus ist seiner Aufklärungspflicht nicht ausreichend nachgekommen. DPA-Meldungen und Tagesschau- bzw. Tagesthemen-Beiträge zur Finanzkrise waren beispielsweise “journalistisch sensationell schlecht”. Das Resümee einer Studie in 7 Thesen.