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Steul: “Im Hörfunk versendet sich manches, im Web versendet sich nichts.”

von , 2.6.10

Deutschlandradio-Intendant Willi Steul war am Dienstagabend beim “Medienpolitischen Colloquium” des Berliner Instituts für Medienpolitik zu Gast – genau richtig, um die Vorgänge um das Köhler-Interview zu erklären und zu interpretieren.

“Köhlers Verhalten ist geradezu Fahnenflucht – vor dem Thema und der Verantwortung. Ich kann das einfach nicht verstehen.” Foto: Nils Bröer

“Köhlers Verhalten ist geradezu Fahnenflucht – vor dem Thema und der Verantwortung. Ich kann das einfach nicht verstehen.” Foto: Nils Bröer

Steul bestätigte bei seinem – seit langem anberaumten – Auftritt, dass die Netz-Proteste über die zwei Versionen des Interviews maßgeblich zur internen Wahrnehmung der betreffenden Passagen beigetragen hätten. Spiegel Online bescheinigt Steul hingegen eine grenzwertige Zuspitzung und dem Spiegel hält er eine nicht akzeptable Überschrift vor.

Steuls zentrale Aussagen:

  • “Was im Web steht, wird aufmerksam verfolgt. Dass es zwei Versionen des Interviews gab, ist ein Lehrstück auch für uns intern, dass dies so nicht geht. Plötzlich gab es in E-Mails und auf Twitter Aufregung, weil wir den Bundespräsidenten ‘zensiert’ bzw. unstatthaft in Schutz genommen hätten. Das hat sich bei uns ‘hochgedreht’. Es ist zugleich übergeschwappt in andere Communities.”
  • “Horst Köhler hat den in der journalistischen Verkürzung hergestellten Zusammenhang ‘Wir führen Krieg für Handelswege’ nie gesagt. Er hat aber auch nicht sehr präzise formuliert.”
  • “Die Spiegel-Überschrift ‘Horst Lübke’ ist nicht statthaft, weil man da mit der Demenz von Lübke spielt und sie mit dem heutigen Präsidenten in Verbindung bringt. Das hätte ich als Verantwortlicher niemals durchgehen lassen.”
  • “Köhlers Verhalten ist geradezu Fahnenflucht – vor dem Thema und der Verantwortung. Ich kann das einfach nicht verstehen.”
  • “Im Hörfunk versendet sich manches, im Web versendet sich nichts.”

Das Vier-Minuten-Video:


(youtube)

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