#CDU

Schwarz-grün fließt der Rhein

von , 28.3.10

Dass er nur sechs Monate nach seinem größten Triumph so gnadenlos heruntergeschrieben würde von den deutschen Leitmedien, das hätte sich Guido Westerwelle sicher nicht träumen lassen. Aber – so könnte man lächelnd hinzufügen: Es ist ja für einen guten Zweck. In Nordrhein-Westfalen soll am 9. Mai (endlich wieder – wie 1966!) Geschichte geschrieben werden.

Schwarz-grün am Rhein würde eine Wende im Bund einleiten, und den Grünen – als den künftigen Koalitionspartnern der CDU – den endgültigen Durchbruch als Königsmacher verschaffen. Was für eine Ironie: Der Rheinische Kapitalismus käme durch die Hintertür zurück (mit einer ostdeutschen Kanzlerin an der Spitze). Und die FDP (als die düsseldorferischste deutsche Partei) müsste ausgerechnet in Düsseldorf ihre traditionelle Rolle als Mehrheitsbeschaffer an den grünen Widersacher abtreten. So viel Absturz war nie!

Ich glaube, die Deutschen die deutschen Journalisten haben richtig Lust auf dieses Experiment. Sie wollen sehen, ob die CDU mit einem kompetenten Koalitionspartner an der Seite wieder zu einer inhaltlich überzeugenden, christdemokratischen Linie findet. Die grüne Partei soll die CDU inspirieren, beatmen, düngen und pampern.

Für diese Dienstleistung wäre die Merkel-CDU sogar bereit, in der Energie- und Verkehrspolitik, in der Familien- und Gesellschaftspolitik, in der Forschungs- und Bildungspolitik Zugeständnisse zu machen. Die CDU würde ihre Bastionen Gymnasium, Atomkraftwerk, Kleinfamilie und Autobahn nicht mehr ganz so rückhaltlos verteidigen und weiter in die Mitte rücken. Und die sich bedroht fühlenden, aggressiven Teile des Bürgertums (die sich am ehesten von Politikern wie Christoph Blocher, Anders Fogh Rasmussen, Silvio Berlusconi, Vaclav Klaus, Lech Kaczynski, Sarah Palin oder Geert Wilders vertreten fühlen), müssten sich rechts von der CDU eine neue Heimat suchen.

Galionsfiguren für einen solchen Populismus sind in Deutschland (noch) nicht in Sicht. Aber Guido Westerwelle hätte das Zeug, uns nach der nächsten Bundestagswahl den Geert Wilders in spätrheinischer Version zu geben.

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