Rette die Finanz-Welt, wer kann

von , 13.10.08

Haben wir es noch mit einer Verstaatlichung der Banken zu tun, oder schon mit einer Verbankung des Staates?

Sonntag ist seit Anfang 2008 ein regulärer Arbeitstag in Banken. Damit die Börse am Montag wieder startet. Wir hatten den Bear-Stearns-Sonntag am 16. März. Dann den Lehmann-Sonntag am 14. September. Gestern hatten wir den Europa-rettet-die Welt-Sonntag.

Es wird nicht der letzte dieser Sonntage gewesen sein. Nouriel Roubini erwartet seit Februar den Niedergang einer der großen Banken. Bislang hat er den Verlauf der Krise erstaunlich gut vorhergesagt und jüngst Forderungen zu einer Lösung vorgelegt. Warten wir also mit ihm auf den Citi-Sonntag oder zum UBS-Sonntag, vom Commerz- und Deutsche Bank-Sonntag ganz zu schweigen. Die europäischen Banken gehen in die Krise nicht etwa besser gerüstet als die amerikanischen. Ihre Leverage beläuft sich auf derselben schwindelnden Höhe. Vor einiger Zeit – lang vor dem Ausbruch der Krise – wurde die Deutsche Bank als ein Hedge-Fund mit angeschlossenem Bankgeschäft bezeichnet. Ihre Leverage steht bei eins zu fünfzig: Guthaben von 40 Milliarden Euro stehen Verbindlichkeiten in Höhe von 2.000 Milliarden Euro gegenüber, gut 80% des deutschen Bruttosozialproduktes.

Was bedeutet es, wenn sich Staaten diesen Monstern mit der Idee, sie zu retten oder zu verstaatlichen, auch nur annähern? Wer wird wen fressen? Haben wir es noch mit einer Verstaatlichung der Banken zu tun, oder schon mit einer Verbankung des Staates?

Nun versprechen die Regulierer, die aus ihrem Tiefschlaf zu erwachen scheinen, dafür zu sorgen, dass die Leverage künftig kleiner gehalten wird. Das Problem ist aber der Weg dorthin. Und den scheinen die Hilfsmaßnahmen wenig voranzubringen. Gießen sie doch das gute Geld von oben über Banken aus, von denen ein gut Teil böse Banken, “bad banks” sein dürfte. Sie saugen das Futter auf wie schwarze Löcher, ohne an dem System etwas zu ändern.
Roubins Vorschläge laufen dagegen darauf hinaus, das Geld nicht in unkontrollierbare schwarze Löcher zu kippen,sondern tatsächlich in Not geratenen Kreditnehmern zu helfen.

Summen von 700 Milliarden Dollar oder 400 Milliarden Euro nehmen sich gegenüber den im Kreditunwesen verspekulierten Geldern eben immer noch wie Peanuts aus. Im Markt der Credit Default Swaps – laut Soros die nächste Erdbebenzone – sind nominell Werte von 60 Trillionen … ja, wie soll man sagen … versichert. Im Monat Oktober stehen auf diesem Markt einige wichtige Auktionstermine an. Die Auktionen von Lehman in der letzten Woche verliefen ernüchternd.

Am 23. folgen Wochovia.

Das wird uns noch viele arbeitsreiche Sonntage bescheren. Am ersten September hieß es, wir seien halb durch die Banken-Krise.

Demzufolge dürfte es sich bei dem Paukenschlag der letzten Woche allerhöchstens um den Aufbruch ins letzten Drittel gehandelt haben. Grob überschlagen sollten wir über den Kauf von Bankenaktien also wieder sprechen, wenn mindestens eine europäische Großbank untergegangen ist und der DAX sich der Marke von 3000 annähert.
Obowhl jetzt diskutiert wird, ob die derzeitigien Tiefststände auf Übertreibungen des Marktes zurückzuführen sind, sondern auf Margin Calls, die von Banken gegen Hedge-Fonds geäußert wurden, so dass diese sich gezwungen sahen, panikartig Positionen am Markt zu liquidieren.

Das würde sich am Montag in einer Erholung bemerkbar machen. Die aber keinesfalls nachhaltig ausfallen wird.

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