#Journalismus

Neun Fakten zum Journalismus

von , 9.7.12

Hier die wichtigsten Aussagen des jüngsten Röper-Reports:

 

1. Noch nie war die Presse so konzentriert wie heute:

Im 1. Quartal 2012 stammten deutlich mehr als die Hälfte aller Zeitungsexemplare, nämlich 58,8 Prozent, aus den zehn führenden Verlagsgruppen. Damit erreicht die Konzentration im Zeitungsmarkt 2012 einen neuen Höchstwert.

 

2. Hau wech den Scheiß:

Branchenausstiege erfolgen heute nicht mehr nur – wie in der Vergangenheit – aufgrund von Erbfolgeproblemen, sondern zunehmend auch aus anderen Gründen (Keine Lust mehr auf Gedrucktes).

 

3. Das Kartellamt schaut dann mal weg:

Bei manchen Zeitungskäufen in letzter Zeit hat das Bundeskartellamt selbst dann keine wettbewerbsrechtlichen Bedenken geltend gemacht, wenn es um die Fusion von unmittelbaren Nachbarverlagen ging.

 

4. Künftig wegfallend: Redakteure:

Laut BDZV ist die Zahl der Redakteure bei Tages- und Wochenzeitungen von 15.300 im Jahr 2000 auf 13.000 im Jahr 2011 gesunken. Das entspricht einem Verlust von 15 Prozent.

 

5. Mehrfachverwurstung im Lokalen:

In der Lokalberichterstattung wird über den Austausch von journalistischem Material inzwischen massiv gespart. Viele Redaktionen produzieren nur noch Teile des Lokalteils selbst. Andere Seiten werden komplett oder teilweise von Nachbarredaktionen übernommen. Diese Form der Kooperation hat deutlich zugenommen, auch über Verlagsgrenzen hinweg. Der Verlust an Vielfalt wird öffentlich kaum wahrgenommen.

 

6. Zeitungen werden immer teurer:

Der Werbeumsatz lag 2011 bei knapp 3,6 Milliarden Euro netto. Das entspricht dem Umsatz von 1988 (!). Inzwischen liegen die Vertriebseinnahmen mit 52,1 Prozent sogar höher als die Werbeeinnahmen (die jahrzehntelang mindestens zwei Drittel des Umsatzes ausmachten).

 

7. Aldi und Journalismus gehen getrennte Wege:

Derzeit verzichten die in der Summe wohl wichtigsten Kunden der Tagespresse zunehmend auf die Zeitungsinsertion: die Discounter (Aldi, Lidl etc.).

 

8. Zeitungen ohne Journalismus feiern Rekordumsätze:

Anders als die Tageszeitungen haben die Anzeigenblätter in den letzten Jahren mit Ausnahme von 2009 stets ihre Werbeerlöse gesteigert. 2011 erzielten sie mit 2,06 Milliarden Euro sogar einen neuen Rekordumsatz. Gut für die Zeitungsverlage! Denn die Branche der Anzeigenblätter wird bundesweit von ihnen beherrscht.

 

9. Deutsche Stiftungen haben kein Interesse an Journalismus:

In vielen Ländern werden inzwischen Modelle praktiziert, die den traditionellen Erlösquellen Vertrieb und Werbung eine dritte Quelle hinzufügen. In den USA z.B. werden Zeitungen und Internetportale über Stiftungen mitfinanziert. In Europa sind eher staatliche Subventionsmodelle ausgeweitet worden, etwa in Frankreich… Bei deutschen Stiftungen ist allerdings keine Neuorientierung zugunsten von Medien oder Journalismus erkennbar. Ähnliches gilt für staatliche Fördermaßnahmen. Nur Nordrhein-Westfalen macht mit einem Projekt zur Förderung des Lokaljournalismus eine Ausnahme.

 

Quelle: Media Perspektiven 5/2012 (pdf)

Ebenfalls lesenswert: Gabriele Hooffacker: Journalismus lehren verändert

Zustimmung, Kritik oder Anmerkungen? Kommentare und Diskussionen zu den Beiträgen auf CARTA finden sich auf Twitter und auf Facebook.