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Mashable inside: Wofür steht Buzzfeeds großer Bruder?

von , 3.2.14

Mit Mashable ist es ja so: Viele haben schon einmal davon gehört, doch letztlich ging die deutsche Debatte ein wenig an dem Angebot vorbei. Stattdessen konzentrierten wir uns darauf, ob Buzzfeeds „18 Gründe, warum Du einen Vegetarier daten solltest“ nun die Zukunft des Journalismus seien – für alle.

Die Antwort liegt auf der Hand: Natürlich nicht. Vielleicht wird Buzzfeed-Journalismus neben vielem anderen zu einer Facette des Angebots, eine amüsante Spielart, Inhalte aufzubereiten, that’s it.

Mashable verhält sich gegen all die LOL-, WTF- und FAIL-Plärrerei von Buzzfeed aber wie der große seriöse Bruder aus dem zukunftsträchtigen Studium zum frischgebackenen Abiturienten, der nach der Feier in eine Dorfdisco zieht: ruhiger, aber langfristig mit besten Erfolgsaussichten. Ein Grund dafür ist bei Mashable sicher eine klare Vision: „Mashable ist die Stimme der digitalen Kultur.“

Das klingt nach einem cleveren Claim, der auch eine breite Berichterstattung über die Aufstände in der Ukraine ermöglicht – nur eben auf Basis verifizierter Fotos und Kommentare von Usern sozialer Netzwerke vor Ort. Immerhin 60 Vollzeit-Journalisten sind dafür insgesamt an Bord bei Mashable.

Das Konzept hat Erfolg: Bei 34 Millionen Unique Visitors pro Monat stehe die Seite, sagt Marketingchefin Stacy Martinet. 14 Millionen Accounts folgen der Seite in sozialen Netzwerken, und 7,5 Millionen Mal werden Mashable-Inhalte geteilt – pro Monat! Schon heute besuchen 35 Prozent der User Mashable mobil, zählt man Tablets dazu, sind es sogar 50 Prozent.

Intern arbeite man entlang von fünf Trends, die in Zukunft die Netzlandschaft beeinflussen, sagt Martinet:

  1. Wir kümmern uns zuerst um Leser auf dem Smartphone und dem Tablet, nicht um den Desktop-User
  2. Wir kümmern uns zuerst um Empfehlungen in sozialen Netzwerken, nicht um Suchmaschinenoptimierung
  3. Bilder und Videos sind immer wichtiger
  4. Unternehmen und Marken kreieren Inhalte
  5. Alle Darstellungsformen werden gleichzeitig Bedeutung erlangen

Auch ein Wort zur Finanzierung hält Martinet bereit: Die erfolgt längst nicht mehr nur über Banner-Anzeigen, sondern zu einem wachsenden Anteil über die nicht ganz unumstrittenen Native Ads – also über Artikel, die in den Augen mancher Kritiker von redaktionellem Inhalt teils nur schwer zu unterscheiden sind.

Konkret verkaufe dann das Sales-Team beispielsweise einen gesponserten Text über die „12 größten Apps zu urbaner Mobilität“ an einen Autohersteller, erzählt Martinet. Die Verkäufer geben diesen Auftrag an die Schreiber in einem eigens geschaffenen Branded Content Team, allerdings laut Martinet ohne Angabe des Unternehmensnamens. Die Journalisten im Branded Content Team bereiten den Text auf – voilà.

Außerdem gelte: „Wir schreiben auch bei Native Advertisements nichts, das unsere User nicht teilen wollen.“ Für die werbenden Firmen sei es auch kein Problem, wenn die eigenen Wunsch-Apps nicht auftauchten, sagt die Marketingchefin: „Wenn Sie auf Mashable sein wollen, müssen sie ein wenig Kontrolle abgeben.“ Es gebe immer mehr Marketingmenschen in Unternehmen, die ihr Budget dafür nutzen, ihre Marke entlang solcher Werte weiter zu entwickeln.

Und auch im Abschluss-Statement setzt die Marketingchefin einen Widerhaken, der vielen Verantwortliche hiesiger News-Seiten zu denken geben dürfte:
 

„Wer die Konkurrenz unserer Seite ist? Unsere Konkurrenz sind alle! Unsere Konkurrenz ist jeder, der in Ihrem Feed steht.“

 
In diesem Moment im Besprechungszimmer in Downtown New York scheint die frisch entflammte Journalisten-vs.-Blogger-Debatte in Deutschland doch sehr weit weg.
 
Christian Fahrenbach ist 2014 Fellow im Tow-Knight Entrepreneurial Journalism-Programm an der CUNY Graduate School for Journalism. In loser Folge stellt er hier Köpfe, Ideen und Debatten daraus vor.
 

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