Liquide oder wahr?

von , 23.10.08

Robert Reich macht einmal mehr darauf aufmerksam, dass das Problem nicht in der Liquidität liegt, sondern in der Solvenz.

… the underlying problem isn’t a liquidity problem. As I’ve noted elsewhere, the problem is that lenders and investors don’t trust they’ll get their money back because no one trusts that the numbers that purport to value securities are anything but wishful thinking. The trouble, in a nutshell, is that the financial entrepreneurship of recent years — the derivatives, credit default swaps, collateralized debt instruments, and so on — has undermined all notion of true value.

Ob es zum wahren Wert einen Weg zurück gibt, sei dahingestellt. Aber an der Frage des Flüssgseins hängt die alte Formel von Bagehot, in Krisen illiquide, aber solvente Banken zu halten und insolvente fallen zu lassen. Die einzige Wahrheit unserer Gegenwart liegt wohl darin, dass wir zwischen illiquiden und insolventen Banken gar nicht mehr unterscheiden können.

Daran hängt die nicht ganz unwesentliche Frage, was die gegenwärtigen Finanzhilfen eigentlich kurieren: eine Industrie oder eine Episode. Wenn’s eine Episode ist, stehen die Banken bald wieder vor der Tür. Auch wenn sie sich jetzt zieren und erst mal diejenigen zum Geldholen schicken, die nicht an der Börse notiert sind.

Insgesamt hat sich die Lage nicht wirklich entspannt. Zwar sind die Kreditzinsen im Interbanken-Geschäft zwar wieder etwas zurückgekommen, aber noch immer ist die größte aller bestehenden Bubble nicht angetastet: der CDO-Markt: Mixed News on Credit Crunch Front: Libor Continues to Improve, but CDO Worries Worsen

Nach wie vor steht eine Lösung für die größte der bestehenden Bubbles aus, den CDO-Markt. Sie wurde grösstenteils mit der heißen Luft der Wirtschaftsmathematik aufgeblasen, ohne zugrundeliegende Werte zu berücksichtigen.

They were using correlation models, they were using spread models, but they weren’t doing analysis on the underlying corporations.

zitiert Bloomberg Janet Tavakoli, Präsidentin von Tavakoli Structured Finance in Chicago. Soviel fürs erste zur Frage von Wahrheit und Mathematik. Unterdessen fordert nun sogar Alan Greenspan mehr Regulierung.

Firms that bundle loans into securities for sale should be required to keep part of those securities

Ganz im Sinn seiner Mop-Up-Theorie, der zu Folge es nicht möglich ist, Bubbles im Voraus zu erkennen, kommt diese Einsicht – zu spät.

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