#Konjunkturprogramm

Konjunkturpaket II: 25 Kinder = 1 Altauto

von , 15.1.09

Schrottautos werden sich im Jahr 2009 vermehren wie die Karnickel. Ökologisch ist eine derart üppige Verschrottungsprämie von 2500 Euro (in Frankreich 1000, in Italien 800) ein Desaster: Der überstürzte Austausch fahrtüchtiger Altautos belastet die Umwelt stärker als der Weiterbetrieb der Fahrzeuge. Denn je länger ein Auto in Betrieb bleibt, desto besser fällt seine Umweltbilanz aus. Sie beginnt und endet ja nicht mit dem Spritverbrauch, sondern reicht von der Rohstoffgewinnung über den Herstellungsprozess bis zur Schrottpresse.

Das zweite Ärgernis des II. Konjunkturpakets ist die rein kosmetische Behandlung des Steuertarifs. Ein niedriger Eingangssteuersatz (14 Prozent) nützt dem Normalverdiener wenig, wenn der anschließende Tarif bei einem zu versteuernden Jahreseinkommen von 12.739 Euro bereits 24 Prozent beträgt. Das Problem ist der frühe, allzu rasante Anstieg der Steuerprogression, den wir uns angewöhnt haben „Mittelstandsbauch“ zu nennen, obwohl er in Wahrheit nichts anderes darstellt als die überproportionale Abschöpfung von Normalverdienern.

Was uns als Familienförderung und Steuerentlastung verkauft wird, ist Schönfärberei. Wenn zwei Kinderpersonalausweise und ein Schulbuch bereits 100 Euro kosten, sollte man nicht von spürbarer Entlastung für Familien reden. Selbst der ab Juli reduzierte Anstieg der Krankenversicherungskosten ist ja beileibe keine Entlastung, sondern nur eine abgedämpfte Erhöhung.

Das Konzept der Bundesregierung hätte – zugespitzt – so lauten müssen: 2500 Euro pro Kind – und 100 Euro Abwrackprämie pro Auto.

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