#Geschäftsmodell

Kilz: Die Süddeutsche Zeitung sollte auch Beratung anbieten

von , 3.5.10

Stellen Sie sich vor, ein Blog-Betreiber würde folgendes sagen:

Unser journalistisches Geschäft soll in Zukunft auch als Rohstoff für neue Informationsdienstleistungen dienen. Wir wollen den Sachverstand unserer Autoren nicht nur journalistisch, sondern auch für Servicepakete nutzen, die wir an Geschäftskunden verkaufen. Wer in Zukunft einen wichtigen Vortrag zu halten hat, kann sich an uns wenden. Die Bekanntheit unseres Blogs bürgt für unsere Kompetenz.

Wie würde der Qualitätsjournalismus ein derartigen Hybridmodell aus Journalismus und Beratung kommentieren? Gut möglich, er würden den Blog-Betreiber als “Schelmenexperten” abkanzeln und vor der merkwürdigen Verquickung von selbstdarstellerischer Publizistik und selbsternannten Beratertum warnen.

Aber was passiert, wenn Sie oben statt Blog-Betreiber den Namen “Hans Werner Kilz” einsetzen? Der Chefredakteur der Süddeutschen Zeitung hat nämlich am vergangenen Montag seinem Haus sinngemäß vorgeschlagen, doch auch eine Beratungs- und Intelligence-Abteilung zu gründen – das Wall Street Journal habe ähnliches nämlich schon. Hier könnte ein neuer Geschäfts- und Erlöszweig für Qualitätsjournalismus entstehen.

Das wäre in der Tat ein Treppenwitz – wenn der beraterkrittelnde Qualitätsjournalismus plötzlich selbst eine Beraterzukunft für sich entdecken würde. Vielleicht sind Blogs doch viel näher an den zukünftigen Praktiken des Qualitätsjournalismus dran, als es sich dieser derzeit noch eingestehen möchte. Vielleicht eskaliert das Thema aber auch demnächst nach dem Motto: Journalisten sind keine Berater.

Kurzvideo mit der Passage aus dem Kilz-Auftritt am Institut für Medienpolitik:


(youtube)

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