#Finanzkrise

Das Schweigen der Ökonomen: Die Weltwirtschaftkrise ist auch ihre Krise

von , 2.4.09


Ein Grund hierfür ist, dass viele Wirtschaftswissenschaftler auf Fragen, die heute gestellt werden (zum Beispiel: „auf welche Art und Weise soll in Finanznot geratenen Banken geholfen werden oder sollen sie in den Konkurs gehen?“), unzureichende oder gar keine Antworten haben. Auch fällt es den meisten Ökonomen schwer, die tatsächlichen Ursachen der Finanz- und Wirtschaftskrise sowie deren Interaktion zu analysieren; ganz zu schweigen von Vorschlägen, wie man sie lösen kann.

Die Gründe hierfür sind, dass wir wenig umfassende ökonomische Modelle haben, mit denen eine derartig globale Krise (wie die aktuelle mit ihren gigantischen realwirtschaftlichen Folgen) modelliert werden kann. Notwendig sind auch Modelle für den Finanzsektor, die Ausfälle von Krediten und Bürgschaften bis zu 40 % verarbeiten können, oder was für Konsequenzen es hätte, wenn eine Großbank den Konkurs anmelden würde, um einmal eine treffsichere Analyse des Argumentes „To big to fail“ bereitstellen zu können. Darüber hinaus fehlen Strategien, wie wir die Banken am effektivsten stützen, die in Schieflage geraten sind und ob Verstaatlichung von Kreditinstituten die beste, d.h. die Krise am raschesten zu überwindende Strategie darstellt. Die Ursache für diese Krise der Ökonomie liegt darin, dass wir einige Verhaltensweisen der Menschen nicht in unseren Modellen integriert haben, zum Beispiel den „Herdentrieb“ an den Finanzmärkten oder „fehlendes Vertrauen“, oder „Gier“ und „mangelnde Fairness“ im Wirtschaftsleben. Wir haben mathematisch sehr ausgeklügelte ökonomische Modelle, die uns wichtige Erkenntnisse liefern, aber sie beschreiben nur einen Teil der Realität und blenden viele wichtige Aspekte (wie Vertrauen, Herdentrieb, Gier, etc.) aus. Ich will keinesfalls die ökonomische Theorie verdammen. Sie ist ein elementarer Teil unserer Wissenschaft und sie kann uns zu messerscharfen Schlüssen und Erkenntnissen verhelfen. Momentan fehlen aber die Grundlagen für die notwendige Erweiterung dieser (theoretischen) ökonomischen Modelle.

Darüber hinaus kann man feststellen, dass die ökonomische Wissenschaft nur begrenzt gut im Modellieren großer ökonomischer Umwälzungen ist. Als zum Beispiel die Planwirtschaften Anfang der 90er Jahre zusammenbrachen, gab es keine Modelle, online casino wie diese Länder am schnellsten und ohne große Reibungsverluste in Marktwirtschaften umgewandelt werden könnten. Wir erleben nun, dass die Finanz- und Wirtschaftskrise global und sehr tiefgreifend ist, und auch hier haben wir keine guten Antworten parat, wie diese zu bewältigen ist. Es stellt sich die Frage, ob in den Vereinigten Staaten mehr Einsicht und eine höhere Lösungskapazität vorhanden sind. Mit Ausnahme einiger Ökonomen, wie den Nobelpreisträger Paul Krugman und Josef Stieglitz und Noriel Roubini, hat auch in Amerika der allergrößte Teil unserer Kollegen auf diese Fragen (zur Lösung der Krise) kaum zielführende Antworten.

In der Ökonomie ist daher ein Umdenken notwendig, sich diesen Fragestellungen wissenschaftlich zu stellen und die ökonomischen Modelle entsprechend zu adaptieren. Dies wird ein langer und schwieriger Weg werden, aber wir haben exzellente Ökonomen, die sich dieser Probleme annehmen und gerade in der experimentellen Ökonomie ist es möglich, den Standardrahmen des ökonomischen Modells zu verlassen und andere Verhaltensweisen zu modellieren. Mit Hilfe von Labour- und Feld-Experimenten können Verhaltensweisen wie Gier, Vertrauen und der Einfluss von Indikatoren modelliert werden, um daraus Rückschlüsse zu ziehen, wie die ökonomischen Modelle um diese „weichen“ Faktoren ergänzt werden können. Dies sollte nun mit großem Elan vorangetrieben werden, sodass wir tatsächlich wieder gefragt und gebraucht werden.

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