#App Ökonomie

iTunes: Die Bild-App ist eine Luxemburgerin

von , 13.5.10

Die Bild-Zeitung ist eine Zeitung, die man tatsächlich leidlich gut auf dem iPhone lesen kann. Dass die Zeitung große Buchstaben hat und mir vor allem die Seiten eins und zwei lesenswert erscheinen, hilft dabei natürlich.

Kürzlich hat der Axel-Springer-Verlag nun das PDF-Jahresabo für die Bild-App eingeführt – zum Preis von 29,99 Euro. Zu meiner eigenen Überraschung habe ich es wenig später gekauft – einfach so, wahrscheinlich eine Mischung aus Übermut, Neugier und professioneller Deformation. Darum soll es hier aber gar nicht gehen.

Es soll darum gehen, was dann passierte. Ich bat iTunes nämlich zur besseren Abrechung um eine Rechnung mit ausgewiesener Mehrwertsteuer. Die klassischen iTunes-Rechnungen enthalten eine solche nämlich nicht.

Tatsächlich melde sich erst “Sofia” vom iTunes-Kundenservice und dann sogar “Senior Adviser Jan U.”, der mir mitteilte, dass mein “Fall” an ihn “eskaliert” worden sei und mir eine Rechnung mit Mehrwertsteuer zuschickte.

Sie sieht so aus:

invoice_bild_app

iTunes ist also ein Laden aus Luxemburg, wie ich hier noch einmal erfahre – mit Sitz in der “rue Heinrich Heine” Nr. 8. Das überrascht weniger, immerhin ist Apple für sparsam und steuergünstig über die EU verteilte Unternehmensstandorte bekannt. Auch Google AdSense schickt Carta quartalsweise Abrechnungen aus Irland.

Wirklich erstaunlich ist die Höhe und Art der Mehrwertsteuer: Sie beträgt nämlich 15 Prozent – und ist so als luxemburgische Mehrwertsteuer zu erkennen.

Mit anderen Worten: Ich habe die Bild-App in Deutschland erworben, aber augenscheinlich mit luxemburgischer Mehrwertsteuer. Die Bild-App ist eine Luxemburgerin. Der Axel-Springer-Verlag sitzt in Berlin. Ich sitze in Berlin. Aber abgerechnet wird die luxemburgische Mehrwertsteuer über den iTunes Store, der sich gefühlt mehr auf meinem Telefon befindet – als in Luxemburg.

Kann das alles so mit rechten Dingen zugehen? Ich bezweifle das.

Die Frage, ob elektronische Presseprodukte in Deutschland auch den niedrigeren Mehrwertsteuersatz der gedruckten Fassungen verdienen, verblasst dagegen. Die Mehrwertsteuer wird inzwischen augenscheinlich eh schon im Ausland gezahlt.

Carta hat Apple um eine Stellungnahme zu diesem Thema gebeten. Sowie wir eine Antwort haben, werden wir sie hier veröffentlichen.

Update: Stellungnahme von Apple Deutschland:

Es liegt ein Vertrag zwischen Ihnen und der iTunes Sarl, einer Luxemburger Firma, vor. Deswegen fällt die Mehrwertsteuer des Landes, in dem die Ware (hier die App) erworben wird, an.
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