#Internet

Das große Unbehagen der Großjournalisten mit dem Internet: heute mit Peter Frey

von , 31.3.09


Es lag wahrscheinlich an der Zusammensetzung des Podiums: Dort saßen neben Peter Frey (ZDF) drei Bundesgeschäftsführer von Parteien (Kajo Wasserhövel (SPD), Steffi Lemke (Grüne), Hans-Jürgen Beerfeltz (FDP)) und ein Wahlkampfberater (Peter Radunski), um über Wahlkampf zu reden. Und natürlich redeten sie alle vom Online-Wahlkampf.

Ganz am Rand saß Frey, ZDF-Hauptstadtstudioleiter, und vertrat das bekanntlich möglicherweise in Ablösung befindliche politische Leitmedium Fernsehen. Und Frey (blogt hier) fühlte sich von der Online-Euphorie der Parteien derart herausgefordert, dass er vor allem auch noch einmal auf die Gefahren der neuen Online-Freiheit hinweisen wollte:

  • Das Internet destabilisiere die klassischen politischen Institutionen
  • Die kritische Instanz des Journalismus werde durch das Internet entmachtet
  • Die Massenmedien würden ihre thematische Integrationskraft verlieren
  • Die orientierende Funktion des Journalismus als “Flaschenhals” löse sich auf

Mit der steigenden Bedeutung des Internets, so ließe sich Frey zusammenfassen, wird auch ein gutes Stück alter Demokratie relativiert: Die massenmediale Vermittlung von Politik. Oder konkreter: Seine unangefochtene Deutungsmacht als ZDF-Hauptstadtstudioleiter.

Mit diesem Unbehagen war Peter Frey gestern auf der Veranstaltung “media coffee” in Berlin völlig allein im Kreis der Parteipolitiker. Im Gegenteil, sie zeigten sich mehr als erleichtert, endlich besser und individueller mit den Wählern kommunizieren zu können. Zugleich mochten sie Freys Beharren auf der unverzichtbaren institutionellen Kontrollfuktion des Journalismus nicht recht teilen. Denn gerade die kleinen Parteien müssen in der großen Koalition erleben, dass sie mit ihren Initiativen in der Berichterstattung kaum noch vorkommen.

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ZDF-Studioleiter Peter Frey: "Das Internet ist immer in der Gefahr, ein Instrument der Selbstbespiegelung zu sein."

Steffi Lemke von den Grünen entgegnete Frey nach auch mit einiger Süffisanz: “Herr Frey, die Vorstellung, dass Sie mein Flaschenhals sind, behagt mir nicht.” “Genau”, rief Hans-Jürgen Beerfeltz von der FDP gleich noch hinterher.

Auch in Sachen Debattenformate zeigte sich Lemke anschließend angriffslustig. ARD und ZDF hätten in diesem Jahr “die Möglichkeit, ziemlich viel Vertrauen zu verspielen” – wenn sie nämlich tatsächlich nur ein Kanzlerduell mit Merkel und Steinmeier durchführen und so die kleineren Parteien benachteiligen würden.

Ein lehrreicher Abend somit: Dem ZDF behagt die neue Relativität der Deutungsmacht nicht und die kleinen Parteien nehmen das mit einiger Genugtuung zur Kenntnis. Hier ein ganz kleines Wackel-Video zu dem Abend:




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